Christian Rätsch: Enzyklopädie
der psychoaktiven Pflanzen.
Botanik, Ethnopharmakologie und Anwendungen
AT Verlag Aarau, 8. Auflage 2007, 941 Seiten, 800 farbige und zahlreiche s-w Abbildungen, € 99.-

Seit
jeher dienten dem Menschen bestimmte Pflanzen dazu, den Bewusstseinszustand
zu verändern. Ob Kaffee, Bier oder Zigaretten, auch in der
rationalen und technisierten, westlichen Gesellschaft sind psychoaktive
Pflanzen zum Aufputschen, Entspannen, Beruhigen oder Berauschen
selbstverständlicher Bestandteil des täglichen Lebens.
Der Autor dieses umfassenden und exakten Standardwerkes ist Ethnopharmakologe
und Altamerikanist. In dem beeindruckenden Buch sind die weltweit
in Naturvölkern und Hochkultutren zum Zwecke der Bewußtseinsveränderung
verwendeten Pflanzen wissenschaftlich dokumentiert und sehr oft
aus eigener 20-jähriger Erfahrung beschrieben. Die Pflanzen
werden in Monographien mit allen relevanten Informationen zu Botanik,
Aussehen, Anbaumethoden, Zubereitung und Dosierung, Geschichte,
rituellen und medizinischen Verwendungen, Inhaltsstoffen, Wirkungen,
Marktformen und Vorschriften beschrieben. Hinzu kommen ausführliche
Literaturangaben und viele Zitate aus Wissenschaft und Belletristik.
Nahezu alle Pflanzen sind in sehr guten Photos und Zeichnungen
abgebildet. Nach einer sehr interessanten Einleitung in der das
Wesen, der Gebrauch und die Erforschung der psychoaktiven Pflanzen
thematisiert werden, folgen die systematischen Kapitel zu Pflanzen
und Pilzen. Im Anschluß erfährt man Interessantes über
die verschiedenen Kombinationspräparate bzw. Genußmittel
wie das Ayahuasca aus dem Amazonas,
Wein und
Bier aus aller Welt,
den Betelbissen aus Indien oder das in der antiken Welt verbreitete
Kykeon. Es folgt ein wichtiger Teil über die Pharmakologie
der psychoaktiven Substanzgruppen (Ätherische Öle, Opiate,
Tropanalkaloide, etc.) und der Einzelsubstanzen. Ausführlich
beschrieben wird z. B. das im Krötenschleim enthaltene Bufotenin,
das sich auch in Pilzen wiederfindet, Diazepam, das besser als
Valium bekannt ist und nach seiner Synthese im Labor auch in Pflanzen
gefunden wurde oder Kokain und die damit verbundenen tragisch-komischen
Verflechtungen von Geld, Sucht, Scheinheiligkeit und Politik.
In bester wissenschaftlicher Tradition von Botanik, Pharmakologie
und Ethnologie deckt dieses Buch eine breitgefächerte, interdisziplinäre
und komplexe Thematik ab. Die Lektüre des Buches allein wirkt
bereits bewußtseinserweiternd. Ich wünsche diesem Lebenswerk des
Autors eine breite Leserschaft unter Naturwissenschaftlern, Geisteswissenschaftlern,
Politikern und Laien.
Stefanie Goldscheider
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