Obst und Südfrüchte
Exotisches aus dem eigenen Garten
von Stefanie Goldscheider
Tropenfrüchte in Mitteleuropa
Banane, Orange und Ananas sind weltweit bekannte und beliebte Südfrüchte. Der Import von Zitrusfrüchten aus Südeuropa und von Bananen aus Mittelamerika haben eine lange Tradition. Schon immer fanden die saftig-süßen, exotisch-fruchtigen duftenden und aromatischen, auf jeden Fall vor Vitaminen und gesunden Wirkstoffen strotzenden Obstarten ihre Abnehmer - trotz enormer Preise.
Bereits seit dem Bau der Eisenbahn über die Alpen und mit der Etablierung der Dampfschifffahrt nach Amerika gelangten tropische Früchte auf unsere Märkte. Genauso lange versuchen Botaniker und Gärtner tropische Pflanzen zu finden, die auch in unserem Klima gedeihen. Schon im 17. und 18. Jahrhundert wurden die wunderschön blühenden und immergrünen Kamelien oder duftende, blühende und fruchtende Orangen in Botanischen Gärten und Orangerien gepflegt, den Vorläufern der Wintergärten.
Der Prozess der Auswahl und Einbürgerung von exotischen Pflanzenarten beruht bis heute auf natürlicher Auslese und gezielter Selektion. Beispielsweise bringen Gebirgspflanzen eine gewisse Frosttoleranz und obendrein Trockentoleranz mit, anders als Tieflandpflanzen. Dafür ist die Guave ein gutes Beispiel. Waldpflanzen kommen besser mit weniger oder schwächerer Sonne zurecht als Wüstenpflanzen. Große Bedeutung hat aber auch die Sortenzüchtung, denn Blüh- und Wachstumszeiten der Sträucher und Bäume folgen in den Tropen und Subtropen anderen Rhythmen und können mehr Zeit in Anspruch nehmen als in unserem Jahreszeitenklima. Viele tropische und subtropische Pflanzen brauchen entsprechend lange für Wachstum und Reife der Früchte, so auch der Erdbeerbaum. Frühreife war und ist ein wichtiges Züchtungsziel, egal ob bei Kartoffeln und Paprika, Wein oder Feigen für nördliche Klimate oder - bei verändertem Klima - auch für Kaktusfeigen, Granatapfel, Kaki und Guave in Zukunft.
Südfrüchte regional und saisonal anbauen?
Transporte von Tropenfrüchten mit dem Flugzeug, chemisch manipulierte Wachstumszyklen beim Anbau, eine zu frühe Ernte, die Begasung im Kühllager sowie nicht zuletzt der massive Einsatz von Pestiziden vor und nach der Ernte machen es möglich, dass wir Ananas und Mangos aber auch Erdbeeren, Trauben und Birnen zu jeder Jahreszeit frisch im Supermarkt kaufen können. Eine enorme agronomische und logistische Leistung, ohne Zweifel. Hinsichtlich Ökologie und CO2- Fußabdruck, aber auch in Sachen Qualität und Geschmack sind viele Anbautechniken und Behandlungsmethoden bei Obst und Südfrüchten fragwürdig. Viele Obstarten reifen übrigens - anders als Bananen - nach der Ernte nicht nach und schmecken entsprechend fade oder sogar schlecht. Manche Früchte reagieren auf die künstlichen Bedingungen mit Schäden. Das Fruchtfleisch wird braun, faulig, schaumig oder faserig. Man sieht ihnen den Verderb, die Überreife oder die Unreife von außen nicht an, dafür sorgt die ausgeklügelte Nacherntetechnologie und die extra auf attraktives Aussehen gezüchtete Sorte. Und so werden auch Früchte minderer Qualität verkauft und verursachen viele negative Konsequenzen für die Umwelt. Nicht zuletzt gibt es aber auch viele tropische Früchte, die man hierzulande gar nicht kaufen kann, weil sie den Transport nicht überstehen würden. Dank eines immer besseren Angebotes an selektierten Pflanzen in Baumschulen lassen sich Früchte wie Ananasguaven und Erdbeerbaumfrüchte heute im eigenen Garten oder Wintergarten anbauen.
Erdbeerbaum
Der Erdbeerbaum ist ein typisches Gehölz am Mittelmeer. Er gehört zur Pflanzenfamilie der Ericaceae wie unser Heidekraut. Mit seinen 2 bis 10 Metern Wuchshöhe ist der Erdbeerbaum ein Strauch oder kleiner Baum und Bestandteil der Macchie, also einer mediterranen dichten und manchmal waldähnlichen Vegetationsform. Der Erdbeerbaum ist sehr robust und anspruchslos Allerdings wachsen Erdbeerbäume wie Rhododendren und Azaleen oder wie Hortensien nicht auf kalkhaltigen Böden, nicht bei Staunässe und nicht bei langer Dürrezeit. Ihr natürliches Verbreitungsgebiet sind Hanglagen. Als sogenanntes Hartlaubgewächs mit ledrigen dunkelgrünen Blättern sieht der Erdbeerbaum Arbutus unedo dem Lorbeer ähnlich; auch der Erdbeerbaum ist immergrün.
Bei uns kann der Erdbeerbaum in milden Klimaten im Freien wachsen. Die Frosthärte wird mit - 10 °C angegeben, bei alten Exemplaren kurzzeitig bis maximal - 15 °C. Der Erdbeerbaum kann bei Schäden aus den Wurzeln neu austreiben. Er ist bestens geeignet als Kübelpflanze oder für den kalten Wintergarten. Der Erdbeerbaum ist eine sehr dekorative Pflanze.
Die kleinen glockenförmigen Blüten erscheinen am Mittelmeer im Winter - von Oktober bis März, bei uns eventuell erst im Vorfrühling. Als landschaftsprägender Großstrauch stellt der Erdbeerbaum lokal die Haupt-Blütentracht von Herbst bis Frühjahr und ist Nektarlieferant für Bienen. Erdbeerbaumhonig lässt sich mit etwas Glück im Handel finden. Erst im Herbst und Winter des folgenden Jahres sind die Früchte reif. Es hängen also immer Blüten und reife Früchte gleichzeitig am Strauch. Die Erdbeerbaumfrüchte sind mit Erdbeeren nicht verwandt, sehen aber wie diese aus. Voll ausgereift und frisch schmecken sie recht gut. Die Schale ist fest und etwas warzig, das Fruchtfleisch ist gelb und etwas mehlig. Erdbeerbaum-Früchte werden kaum vermarktet und können weder gelagert noch transportiert werden. Zum Einkochen und Trocknen und für die Herstellung von Alkoholika sind Erdbeerbaumfrüchte gut geeignet. Unreife Früchte sind unverträglich.
Guaven und Ananasguaven
Die Guave oder spanisch Guayaba (Psidum guajava) und auch die nah verwandte Feijoa oder Ananasguave (Acca selowina) sind große Sträucher und stammen ursprünglich aus dem tropischen Amerika - die Guave aus Mittelamerika, die Ananasguave aus Brasilien. Guavenbäume sind sehr anspruchslos was den Boden und die Wasserversorgung betrifft. Sie sind kälte- und windverträglich und es gibt frostharte Kultivare, die sich als immergrüne Kübelpflanzen eignen und die die meiste Zeit des Jahres draußen stehen können.
Ananasguaven können sogar ausgepflanzt werden und in geschützten Lagen ganzjährig im Freien wachsen. Sie brauchen lediglich Winterschutz. Guaven und Feijoas reifen bei uns sehr spät im Herbst. Beide Arten aus der Familie der Myrtaceae haben sehr schöne Blüten. Sie werden heute weltweit in den Tropen aber auch in Israel, Ägypten, Spanien und Italien kultiviert. In Kultur macht man durch Schnittmaßnahmen aus dem wuchsfreudigen Strauch einen einstämmigen kleinen Baum, der sich gut verzweigt und der gut geerntet werden kann. Solche Guavenbäume stehen in vielen Privatgärten weil das Obst beziehungsweise die Beeren das ganze Jahr über geerntet werden können.
Viele dieser neuen Arten und Sorten sind bestens als Blickfang auch in parkähnlichen Gärten und in modernen Gartenanlagen geeignet.
Das Auffälligste an Guaven ist ihr raumfüllender, sehr intensiver und parfümierter Duft. Die Schalen der reifen Früchte sind grünlich gelb bis gelb-rosa. Das Fruchtfleisch ist gelb bis intensiv rosa gefärbt, weich und ein wenig körnig. Gaven und Feijoas enthalten kleine Samen, die mitgegessen werden können. Der Geschmack ist aromatisch fruchtig und sehr exotisch. Die Guave und die Ananasguave sind sehr reich an Vitamin C aber auch an anderen Vitaminen und Mineralstoffen sowie an Pektin. Unreife geerntete Guaven schmecken adstringierend und haben kaum Aroma. Reife Guaven sind druckempfindlich und müssen sofort verbraucht werden. Die Verwendungsmöglichkeiten für Guaven sind vielfältig. Sie können im Ganzen roh verzehrt oder wie eine Kiwi aus der Schale gelöffelt werden. Wirtschaftlich bedeutend ist die Herstellung von Guaven-Saft. Guaven werden vielfältig konserviert oder zu Eiscremes und andere Süßspeisen verarbeitet.
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