5. Weine

Weinbauländer und Regionen

Von Stefanie Goldscheider

Qualitätsklassen und Appellationen

Rebsorte, Weinregion, Anbaumethode, Jahrgang und Alkoholgehalt entscheiden zusammen mit dem Weinausbau und dem Alter des Weines über dessen Wert. Die Produktionsvorschriften, also die Definition der geforderten Kriterien einer Abfüllung (französisch "Appellation"), sind in den Weinbauländern und ihren Regionen aber unterschiedlich gesetzlich geregelt.

Zu unterscheiden sind europaweit die aufsteigenden Qualitätskategorien Tafelwein, Landwein, Qualitätswein bestimmter Anbaugebiete (Q.b.A.) und Qualitätswein mit Prädikat.

Land- und Tafelweine

Je höher die Qualitätsklasse desto mehr Qualitätsprüfungen muss ein Wein bestehen und desto mehr Aufwand muss betrieben werden. Winzer, die besondere Spezialitäten anbieten, die nicht gesetzlichen Regelungen entsprechen oder die wenig Wein einer Sorte produzieren, vermarkten ihre besonderen Tropfen deswegen manches Mal als Tafelwein. Weder Tafelwein noch Landwein müssen also schlechtere Weine sein! Übrigens können vor allem die französischen Vin de table und Vin de Pays, die italienischen Vino da tavola und Igt (Indicazione geografica tipica) und die spanischen Vino de mesa und Vino de la tierra sehr passable Weine sein. Landwein und Tafelwein trinken sich gut zum Essen.




Die Weinländer

- Weinbau und Weine in Deutschland

- Weinbau und Weine in Frankreich

- Weinbau und Weine in Italien

- Weinbau und Weine in Spanien



Deutscher Wein

In Deutschland werden weit höhere Hektarerträge an Wein erzielt als in den anderen großen Weinbaunationen. Die deutschen Weine werden meist sortenrein kultiviert und gekeltert. Am berühmtesten ist der Riesling. Je nach Region und Lage gibt es auch herausragenden Grauen oder Weißen Burgunder, Spätburgunder, Schwarzriesling und viele lokale Spezialitäten direkt beim Winzer. Farbintensive neue Rotweinsorten wie Acolon und Regent (Bild rechts) sind vielversprechende Bereicherungen des deutschen Rebensortiments.

Aus einer Weinlage und von einem Winzer werden verschiedene Rebsortenweine produziert. Zur Qualitätsunterscheidung von Tafelwein, Landwein, Qualitätswein bestimmter Anbaugebiete (Q.b.A.) und Qualitätswein mit Prädikat klassifiziert man ausschließlich nach Alkoholgehalt beziehungsweise Mostgewicht. Erlaubt sind je nach Rebsorte und Region bestimmte Beimengungen an Rübenzucker um den Alkoholgehalt zu erhöhen.

Auch die Prädikatsweine Kabinett, Spätlese, Auslese, Beerenauslese und Trockenbeeren-Auslese werden in Deutschland anhand des Mostgewichts klassifiziert. Die hohen Oechslegrade werden durch verspätete Lesetermine erreicht, zu denen die Beeren bereits eintrocknen und dadurch konzentrierter werden. Die Süße beruht auf Edelfäule (8). Prädikatsweine dürfen nicht durch Zuckerzusatz aufgebessert werden.

Deutschland ist das Land der Rebsortenweine und der edelsüßen Weine. Seit wenigen Jahren versucht man durch Sorten- und Höchstertragsregelungen sowie durch die neuen Weinkategorien Classic, Selection und Erstes Gewächs auch ein Geschmacksbild der Weinlagen und Weinregionen zu etablieren. Auch finden sich unter Winzern und Weinkunden mehr und mehr Freunde der Cuvées (12) aus Rotweinsorten.

Französischer Wein

In Frankreich wurden und werden die Weinberge traditionell mit gemischten Reben kultiviert; die jeweils besten Reben ausgelesen und nur diese auch weitervermehrt. Viele französische Rebsorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot oder Chardonnay sind heute auch international überaus erforgreich. Trotz der herausragenden Sortenqualität in Frankreich bestehen vor allem die Rotweine meist aus vielen verschiedenen Rebsorten. Werden diese zusammen angebaut, so spricht man vom Gemischten Satz, der auch bei Bordeaux-Weinen üblich ist. Die unterschiedlichen Beeren werden in ihrer typischen Mischung gemeinsam vinifiziert und als eine einzige Abfüllung oder Appellation vermarktet.


Das Klassifizierungssystem in Frankreich ist sehr differenziert und trägt der Regionalität und dem Prinzip des Terroirs (7) Rechnung. Alle französischen Weinabfüllungen mit Herkunftsbezeichung A.C. (Appellation contrôllée) oder A.O.C (Appellation d'Origine Contrôlée) unterliegen präzisen Abgrenzungen der Anbauregionen und ihrer jeweils zum Anbau zugelassenen Rebsorten. Verbindlich vorgeschrieben sind aber auch andere Einflussfaktoren auf die Qualität wie Pflanzdichten und Erziehungsformen im Weinberg, Hektarerträge und Mindestalkoholgehalte.


Die größte und berühmteste Weinbauregion ist das Bordeaux oder Bordelais. Das berühmteste Gebiet darin das Médoc. Die berühmteste Weinbaustadt ist Saint-Émilion. Namen, die den Bordeaux-Weinen ein unverwechselbares, zuverlässiges Qualitätssiegel austellen. Aber auch der Champagner aus der Champagne und der Burgunder aus der Bourgogne haben internationale Standards gesetzt.

Von immenser Bedeutung in Frankreich sind die Einzellagen beziehungsweise Gutsabfüllungen, Château, Mas oder Domaine genannt. Die berühmten Namen sind fest an den jeweiligen Besitzer gekoppelt, der sich dieses Qualiätsanspruches auch über Generationen verpflichtet fühlt.

In den höchsten Hierarchiestufen findet sich das System der Crus und Grand Crus, also ausgewiesener, berühmter Weinbergslagen.

Frankreich ist das Land der Regionenweine, und der unverwechselbaren Terroirs. Ein System, welches den Ausbau der Weine im Keller und ihre Lagerzeit regelt, fehlt in Frankreich.

Italienischer Wein

Italiens Weingüter sind im Durchschnitt nur unter einem Hektar groß. Die angebauten italienischen Rebsorten sind häufig autochthon, das heißt am jeweiligen Standort entstanden und oft sehr ursprünglich. Beachtenswert ist beispielsweise der sizilianische Nero d'Avola, der süditalienische Negroamaro oder der norditalienische Garganega. In manchem Weinberg verstecken sich echte Raritäten, doch sind solche Abfüllungen oft auch sehr klein und unbekannt. Einige der uritalienischen Gewächse haben es zu großer Berühmtheit gebracht wie beispielsweise Nebbiolo und Sangiovese (Bilder unten) aber auch Barbera, Montepulciano und Lambrusco.


Der Anteil italienischer Weine auf dem Niveau der Qualitätsweine ist mit rund 20 % im Vergleich zu Frankreich mit fast 50 % allerdings klein. Die Qualitätsweinstufen heißen in Italien DOC (Denominazione di origine controllata) und DOCG (Denominazione di origine controllata e garantita) und sind regional geschützte und klar definierte Abfüllungen. Leider sagen diese Qualitässtufen wenig über die objektive Qualität aus, da Spitzenabfüllungen wie Barolo gleichberechtigt neben unbedeutenden oder fragwürdigen Massenweinen wie Asti Spumante zugelassen sind. Umsomehr gibt es aber zu jeder der ungefähr 300 DOC und 23 DOCG Abfüllungen wie beispielsweise dem wunderbaren Barbaresco aus dem Piemont oder der Brunello aus der Toskana sehr detaillierte Produktionsvorschriften, auch zur Kellerbehandlung und der Dauer des Ausbaus.


Italien ist das Land der Massenweine aber auch der raren und traditionsreichen Rebsorten und der kleinen Erzeugerabfüllungen.


Spanischer Wein

Spanien besitzt die größte Rebfläche der Welt und produziert dennoch weniger Wein als Italien und Frankreich. Allerdings ist Spanien der weltgrößte Weißweinproduzent. Seine modernen Weine vedienen jede Beachtung, allen voran die Weine aus der vorzüglichen spanischen Rotweinsorte Tempranillo.

D.O.(Denominación de Origen) und D.O.Ca. (Denominación de Origen Calificada) sind die Bezeichnungen für Qualitätsweine aus Spanien, die sehr spezifisch den Anbau, die Vinifizierung und die tatsächliche sensorische Qualität des trinkfertigen Weines regeln.


Das spanische Qualitätssystem kennt aus der Tradition des Rioja noch weitere Differenzierungen innerhalb der Abfüllungen und zwar Joven, Crianza, Reserva und Gran Reserva. Diese schreiben die Lagerungdauer im Eichenholzfass, dem Barrica (11) und die anschließende Dauer der Flaschenlagerung vor. Die Trinkreife eines Weines hängt nämlich mit beiden Faktoren, der Dauer der Fasslagerung und der Flaschenlagerung zusammen. Je länger ein Wein im Fass war, desto länger muss er anschließend in der Falsche lagern um seine optimalen Geschmacksqualitäten zu entwickeln. Tanninreiche Weine, die noch jung sind, sollten dekantiert werden.

- Joven ist eine Abfüllung, die normalerweise nicht oder nur sehr kurz im Eichenholzfass gelagert wurde und die besonders leicht und fruchtig schmeckt. Der Wein erreicht früh seine Trinkreife.

- Crianza bezeichnet Weine, die 6 Monate im Barrica lagerten und anschließend mindestens 12 Monate in der Flasche.

- Reserva darf ein Wein nur heißen, wenn er mindestens 12 Monate im Eichenholzfass lagerte und zwei weitere Jahre in der Flasche.

- Gran Reserva ist die höchste Qualitätsstufe eines spanischen Weines und besagt, dass dieser mindestens 24 Monate im Barrica war und drei Jahre anschließend in der Flasche reifte. Gran Reservas haben komplexe, harmonische und abgerundete Geschmacksnoten und sind sehr lange lagerbar wobei die Trinkreife oft noch weiter zunimmt.


Die berühmteste Weinbauregion Spaniens ist Rioja (neben Jerez, dem Sherry-Gebiet). Im Riojagebiet und mehr und mehr auch in anderen Regionen gibt es neuerdings auch eine Kategorisierung der Einzellagen herausragender Bodegas. Man nennt diese besonderen Tropfen Vino de Pago.

Spanien ist das Land der alterungsfähigen Rotweine und der sorgsamen Vinifizierung im Barrique beziehungsweise Barrica.