The Algae World

Cellular Origin, Life in Extreme Habitats and Astrobiology, Volume 26

Dinabandhu Saahoo, Joseph Seckbach (Editors)
Springer, Dordrecht, 2015, 598 pages, tables, figures, refereces, € 101.- (Kindle-Edition), € 145.- Hardcover.

Algen sind eine ganze Welt für sich - beziehungsweise sogar mehrere, umfassen diese photoautotrophen Organismen nicht nur kleinste Einzeller und Mikroalgen sondern auch hoch organisierte große Tange. Stammesgeschichtlich betrachtet kommen Algen- Ordnungen in nicht miteinander verwandten Domänen des Lebens vor. Entsprechend vielfältig sind ihre Baupläne und Habitate. Algen sind ökologisch von immenser Bedeutung und liefern Rohstoffe beziehungsweise Substanzen, deren Bedeutung schon lange sehr groß ist, aber weit davon entfernt, bereits erforscht zu sein.

Das Gemeinschaftwerk eines großen internationalen Autorenteams hat sich für diesen Band aus der Reihe "Cellular Origin, Life in Extreme Habitats and Astrobiology", der großen Aufgabe gewidmet, alle noch so verschiedenen Aspekte von Algen in einem Band zusammen zu fassen und damit einen breiten Überblick zu schaffen. Das Buch ist in englischer Sprache verfasst.

The Algae World ist in zwei Hauptteile untergliedert - die Biologie der Algen (Biology of Algae) und Angewandte Algenkunde (Applied Phycology). Der erste Teil - Biology of Algae - behandelt in 12 Kapiteln alle Algenordnungen und Algenklassen, die artenreichen wie die Blaugrünen Algen bzw. Cyanobakterien, die Braunalgen, Grünalgen, Rotalgen und Diatomeen aber auch zahlreiche andere Mikroalgenklassen wie die Goldalgen und Dinoflagellaten. Ein Kapitel ist dem Überblick über Algen in extremen Habitaten gewidmet, oft Uralgen, die es bis heute gibt und die Toleranzen für hohe oder niedrige Temperaturen, hohen oder niedrigen pH-Wert, für Strahlung oder Austrocknung mitbringen. Nicht nur in diesem Kapitel zeigen sich die Verbindungen zur Astrobiologie und die potentiellen Anwendungen in der Raumfahrt.

Leider aber fallen die Kapitel zu den immens wichtigen Braunalgen und Rotalgen recht kurz aus, die Porträts einzelner Algen umfassen nicht die jeweils industriell oder kulinarisch bedeutendsten Arten. Auch sind einzelne Kapitel des ersten Teils mit zu vielen Rechtschreib- und Grammatikfehlern behaftet: das Perm ist nicht 200 Jahre her und die "Impacts to Maine live" interessieren wohl nicht die Leser dieses Buches!

Der zweite Teil - Applied Phycology - ist wesentlich besser geschrieben. Im ersten Kapitel - Algal Biotechnology - gibt es einen guten Überblick über die Anwendungen von wild geernteten, am natürlichen Standort angebauten oder in geschlossenen Systemen gezüchteten Algen, über Mikroalgen und Makroalgen. Hochwertige Inhaltsstoffe wie Carotinoide, Fettsäuren und bioaktive Substanzen für Medizin, Forschung und Kosmetik aber auch Biokraftstoffe, Nahrungs- und Futtermittel sowie Düngemittel. Diese Anwendungen von Algen werden in den folgenden Kapiteln dann ausführlicher behandelt. Wichtige weitere Kapitel des zweiten Teils beschreiben aber auch Auftreten und Umgang mit schädlichen Algenblüten sowie den Einsatz von Algen zur biologischen Sanierung. Entgiftung, Klärung und Behandlung von Abwässern, die Sequestrierung von Kohlendioxid aus der Industrie oder das Schließen von Nährstoffkreisläufen in der Tierhaltung, Aquakultur und Fischzucht sind zukunftsweisende Einsatzgebiete verschiedener Algen. Nicht minder zukunftsweisend sind mögliche Einsatzgebiete, die sich aus bioaktiven Algensubstanzen ergeben, die sich grundlegend von denen bei Landpflanzen unterscheiden. Mehrfach ungesättigte Fettsäuren (PUFAs), insbesondere vom Omega 3-Typ aber auch Pigmente sowie biologische Treibstoffe werden bereits großtechnisch mit Algen produziert. Auch Nanopartikel können durch Algen erzeugt werden. Das Kapitel über Algen und Tange als Nahrungsmittel zeigt traditionelle Verwendungen und neue Trends. So haben auch die Kapitel über die Algen-Genforschung, die wissenschaftliche Untersuchung von Algen und die Algenkultur große praktische Bedeutung in vielerlei Forschungsrichtungen.

Auch wenn Teil 1 des Buches etwas hinter den Erwartungen zurück bleibt, so vermittelt Teil 2 zielgerichtet und kompakt den aktuellen Stand bei vielen Anwendungen und Forschungsrichtungen mit Algen. Es ist für Studenten und Forscher vieler Disziplinen und für Entwickler in den unterschiedlichsten Branchen der Industrie eine wertvolle Wissensquelle und eine Inspiration.



Stefanie Goldscheider


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