Kastanien
Von Stefanie GoldscheiderDie Esskastanie - Baum und Frucht
Die Edel- oder Esskastanie mit dem lateinischen Namen Castanea sativa ist ein großer Laubbaum aus Süd- und Osteuropa, der bei uns vor allem im Weinbauklima wächst. Die Esskastanie ist botanisch sehr nah mit Eichen verwandt. Weltweit gibt es ungefähr 12 Arten von Castanea [1]. Die Edelkastanie darf nicht mit der Rosskastanie (Aesculus hippocastanum) verwechselt werden, die zu einer anderen botanischen Pflanzenfamilie gehört, und zwar den den Seifenbaumgewächsen. Die Früchte der Rosskastanie sind nicht essbar!
Esskastanien wurden bereits von den Römern in Mitteleuropa eingeführt. Das Holz ist relativ witterungsbeständig und unempfindlich gegen Nässe und so wird es traditionell zu Pfählen für Rebanlagen und für Zäune verarbeitet. Der warme Farbton, die auffällige Maserung und die hohe Festigkeit machen Kastanienholz auch für Parkett, Möbel und Schnitzereien beliebt.
Maroni oder Kastanie
Die braunen Nüsse, also die Kastanien oder Maroni, sind ein altes Heil- und Nahrungsmittel. Sie werden von sehr stacheligen grünen Hüllen umgeben, die bei der Reife aufplatzen (Bild rechts). Wildwachsende Kastanien enthalten zwei bis drei Maroni - in Süddeutschland auch "Kesten" oder "Keschte" genannt. Maroni haben glänzend kastanienbraune Schalen, die beim Rösten aufplatzen und darunter eine filzige Samenhaut, die das helle, mehlige Innere umschließt.
Züchtungen aus Frankreich produzieren größere, rundliche Kastanien, die sich leichter von der Samenschale lösen und besonders wohlschmeckend sind (Bild rechts). In den Mittelmeerländern und auf dem Balkan werden Kastanien auch kommerziell angebaut. Kommerzieller Art ist auch die Unterscheidung in Maroni oder Kastanien, die mit der Größe sowie mit dem Anteil der Haut und Fruchtform zu tun hat. Maroni beziehungsweise französisch "marrons" und schweizerisch "marroni" haben einen höheren Marktwert als Kastanien.
Kastanien, die Alleskönner
Maroni können entweder gekocht oder geröstet gegessen werden. Besonders beliebt sind sie einfach pur als heiße Maroni. Als Beilage oder zum Füllen von Ente oder Martinsgans sind sie eine Delikatesse in Herbst und Winter.In Frankreich, Italien und der Schweiz wird die berühmte crème de marrons - eine Süßspeise aus Maroni beziehungsweise Maronenpürree zubereitet. Ebenfalls berühmt sind marrons glacée - kandierte Kastanien. Eine feine Nascherei beziehungsweise eine vegane und lactosefreie Praline aus Maroni beziehungsweise Kastanienmehl ist Maroni-Konfekt. Maroni-Konfekt kann handwerklich hergestellt werden.
Aus Kastanienmehl kann man sehr wohlschmeckende Kuchen selber backen, aber auch süße Pfannnkuchen und Aufläufe herstellen oder Nudeln machen. Der hervorragende Geschmack der Kastanien und des Kastanienmehls macht Gewürze oder besondere Zutaten bei der Zubereitung praktisch überflüssig.
Was steckt drin in Kastanien?
Früher dienten Kastanien häufig als Ersatz für Getreide, also als Sattmacher. Man backte Brot und Kuchen oder bereitete einen Brei ähnlich Polenta oder Kartoffelbrei daraus. Solche Zubereitungen munden natürlich auch heute.
Kastanien enthalten vor allem Stärke und Zucker, daneben wenig Eiweiß und sehr wenig Fett. Maroni sind relativ mineralstoff- und vitaminreich. Wegen des hohen Kaliumgehaltes zählen Kastanien zu den basischen Lebensmitteln. Ihr Reichtum an Kohlenhydraten, aber vor allem ihr sehr guter Geschmack und ihre Bekömmlichkeit machen Kastanien außerdem zu idealen Lebensmitteln für Weizenallergiker bei Glutenunverträglichkeit und für Zöliakiepatienten. Die angenehm natursüße und kohlenhydratreiche Nahrung ist bestens für für Ausdauersportler geeignet.
Anhang
[1] Die Gattung Castanea, die Edelkastanien kommen mit nur einer Art in Europa vor, ansonsten auf der Nordhalbkugel in Amerika und Asien sowie in Japan. In Asien ist auch die ebenfalls mit Eichen und Buchen verwandte Gattung der Scheinkastanien (Castanopsis) interessant, weil an diesen asiatischen Eichen-Verwandten (Pasania-Bäume bzw. japanisch "Shii") der berühmte Shiitake-Pilz wächst.
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