Legehennenhaltung
von Rüdiger SudhopDie Haltungsverfahren
Die Diskussion um die EU-Verordnung
und um die Deutsche Gesetzgebung zur Legehennenhaltung erhitzt die Gemüter.
Machen wir uns die richtigen Vorstellungen darüber was Bodenhaltung
oder Käfighaltung beinhaltet? Wie werden eigentlich
die Hühner gehalten, die mein Frühstücksei gelegt haben? Was sind
die wichtigsten Unterschiede und wo liegen die Vor- und Nachteile für
die Eierqualität, für die Tiere, für die Umwelt und für
die Kosten? Auf diese Fragen möchte dieser und die folgenden Artikel Antworten
geben.
Es gibt vier prinzipiell unterschiedliche Haltungsverfahren in verschiedenen
Stalltypen:
- Käfighaltung
- Bodenhaltung
- Volierenhaltung
- Freilandhaltung
Der Stall
Konventionelle Käfighaltung in Legebatterien
Bei der konventionellen Käfighaltung leben 4 bis 5 Legehennen in einem
Käfig. Der
Käfigboden (Bild 1, A) besteht aus einem zur Käfigvorderseite geneigten
Drahtgitter. Die Seitenwände (Bild 1, B) können geschlossene Blech- oder
Kunststoffteile sein oder ebenfalls aus Drahtgitter bestehen. An der Käfigvorderseite
ist der Futtertrog (Bild 1, C) und das Sammelband für die Eier (Bild 1,
D) angeordnet, welches die Eier in den Vorraum [1] transportiert.
Im Vorraum werden die Eier für den Weitertransport verpackt. An der Käfigrückseite
befindet sich eine Nippel- oder Rinnentränke. Unter dem Käfig ist ein
Förderband, das sogenannte Kotband (Bild 2) angeordnet, welches den Kot
abtransportiert. An der Käfigrückseite kann noch ein Luftkanal für die
Kotbandlüftung [2] montiert sein.
Den Tieren steht eine Fläche von 550 cm2 (bzw.
690 cm2 bei mehr als 2 kg Körpergewicht) zur
Verfügung. Für jede Henne müssen außerdem 12 cm Troglänge vorhanden sein
(14,5 cm, wenn das durchschnittliche Körpergewicht der gehaltenen Hennen
größer als 2 kg ist). So ein Käfig steht allerdings nicht allein. Er bildet
mit anderen einen Käfigblock, der 3-10 Etagen (Bild 2) hoch und ca. 1,4
- 1,5 m breit ist. In jeder Etage stehen die Käfige Rücken an Rücken,
oft getrennt durch den Luftkanal für die Kotbandlüftung. An der Vorderseite
der Käfige befindet sich der Futtertrog und das Eierband. Jede Etage hat
außerdem ihr eigenes Kotband. Mehrere Käfigblöcke bilden eine Reihe, welche
bis zu 100 Meter lang sein kann. Mehrere Käfigreihen stehen in einem Stall.
Das Ganze läßt sich mit einer Hochhaussiedlung vergleichen. Der einzelne
Käfig entspricht einer Wohnung, wovon mehrere in einem Wohnblock (Vergleichbar
mit dem Käfigblock) zusammengefaßt sind. Die Wohnblöcke wiederum stehen
an einer Straße (Diese ist vergleichbar mit der Käfigreihe). Die Straßen
mit den Wohnblöcken wiederum gehören zu einer Siedlung (Dem Stallgebäude
mit mehreren Käfigreihen).
Die konventionelle Käfighaltung ist in Deutschland ab 31.12.2006 verboten.
Käfighaltung im Ausgestalteten Käfig
Der ausgestaltete Käfig ähnelt im Aufbau dem konventionellem Käfig. Allerdings ist er wesentlich größer und bietet - je nach Ausführung - 20 bis 60 Hennen Platz. Jedem Tier stehen dann 750 cm2 Fläche zur Verfügung.
Der ausgestaltete oder möblierte Käfig verfügt über Sitzstangen (15 cm
Sitzstangenlänge pro Huhn). Für die Eiablage ist er außerdem mit einem
Legenest (Bild 4) ausgestattet
(150 cm2 Nestfläche je Tier). Jedem Tier steht
ein 12 cm breiter Freßplatz am Trog zur Verfügung. Zusätzlich gibt
es noch ein Sandbad (Bild 5) für die Tiere, so dass diese artgerecht ihrer
Federpflege nachgehen können . Das
Sandbad besteht aus einer Kunstrasenmatte, auf der Sand oder Sägemehl
als Einstreu aufgebracht wird.
Auch die möblierten Käfige sind in Etagen und Blöcken angeordnet, die wie bei den konventionellen Käfigen über Luftkanäle, Kotbänder, Futtertröge usw. verfügen. Zusätzlich ist allerdings noch ein Einstreuförderer für das Staubbad vorhanden.
Der Betrieb von ausgestalteten Käfigen ist in Deutschland ab 2012 verboten.
In der übrigen EU ist deren Betrieb auch nach 2012 erlaubt.
Bodenhaltung
Die Bodenhaltung ist die älteste Form der Stallhaltung. Sie war vor Einführung des Käfigs die bedeutendste Haltungsmethode für Legehennen und wurde durch den Käfig stark zurück gedrängt. Seit einigen Jahren gewinnt sie allerdings wieder an Bedeutung, da sich Eier aus Nicht-Käfighaltung steigender Beliebtheit erfreuen.
Ein Bodenhaltungsstall für Legehennen (Bild 6) gliedert sich in 3 große Funktionsbereiche:
- Den Scharraum
- Die Kotgrube
- Das Nest.
Der Scharraum nimmt etwa 1/3 der Stallgrundfläche ein. Er wird meist mit Sägemehl oder Stroh eingestreut. Hier können die Tiere ein Staubbad nehmen und in der Einstreu kratzen.
Zwischen
Scharraum und Nest befindet sich die Kotgrube. Sie erstreckt sich über
ca. 2/3 der Stallgrundfläche. Die Kotgrube verhindert, daß die Hühner
Schmutz und Einstreu in das Nest hinein tragen. Die Kotgrube ist zwischen
50 und 80 cm hoch und mit Kunststoffrosten abgedeckt (Bild 7). Diese Roste
haben keine scharfen Kanten und bieten dem Hühnerfuß eine große Aufstandsfläche.
Kot
und Schmutz fallen schnell durch die Roste hindurch und sind so von den
Tieren getrennt. Um die Einstreu im Scharraum trocken zu halten, sind
auf der Kotgrube sowohl Nippeltränke (Bild 8) als auch Kettenfütterung
[3] installiert. Zum Fressen stehen jedem Huhn 10 cm Troglänge zur
Verfügung. Außerdem ist für 10 Hennen ein Trinknippel vorgesehen. Neben
Tränke und Fütterung gibt es auf der Kotgrube auch noch Sitzstangen. Diese
sind - wenn möglich - über den Futtertrögen angebracht. Für jedes Huhn
sind 15 cm Sitzstangenlänge vorgesehen.
Zum Eierlegen suchen die Hennen das Legenest auf. Dort können sie in aller Ruhe ihr Ei legen. Das Nest bietet mehreren Hennen Platz. Die Hühner sitzen dort auf einer Kunstrasenmatte, die einerseits die gelegten Eier vor Beschädigungen schützt und andererseits den Tieren einen guten Sitzkomfort bietet. Ein Förderband transportiert die Eier von den Legenestern in den Vorraum, wo die Eier verpackt werden. Für 120 Tiere steht ein Quadratmeter Nestfläche ügung.
Die Größe eines solchen Bodenhaltungsstalles variiert sehr stark. In manchen
Ställen leben beispielsweise 50 bis 100 Legehennen, andere wiederum bieten
Platz für 10000 bis 11000 Tiere. Größere Bodenhaltungsställe können durchaus
12 bis 16 m breit und 100 m lang sein. Ihnen allen gemeinsam ist aber,
daß maximal 9 Tiere auf einem Quadratmeter Nutzfläche [4]
gehalten werden dürfen. Dies entspricht einer Fläche von 1111 cm2
pro Tier.
Volierenhaltung
Der Volierenstall ist ein relativ neues Haltungssystem für Legehennen,
dessen Entwicklung in den 70er und 80er Jahren in der Schweiz begann.
Im Prinzip handelt es sich dabei um einen Bodenhaltungsstall mit bis zu
drei übereinander liegenden Ebenen, zwischen denen sich die Tiere hin
und her bewegen. Auslöser für die Entwicklung der Voliere war der Wunsch,
mehr Tiere je Quadratmeter Stallgrundfläche aber dennoch auf möglichst
artgerechte Weisehalten zu können.
Viele Volieren sind so angelegt, daß es in der Stallmitte (Manchmal auch
an einer Stallseite) ein freistehendes Legenest gibt. Rechts und links
davon befinden sich die eigentlichen Volieren. Hierbei handelt es sich
quasi um übereinander gestapelte Kotgruben, wie sie aus der Bodenhaltung
bekannt sind. Jede Volierenetage ist mit Fütterung (Meist Kettenfütterung)
und Nippeltränken ausgestattet. Außerdem sind Sitzstangen vorhanden. Der
Boden jeder Volierenetage besteht aus einem Kunststoff- , Holz- oder Drahtrost.
Unter dem Volierenboden gibt es in jeder Etage ein Kotband, das wie bei
einer Käfiganlage den Kot aus dem Stall transportiert. Wie in der Bodenhaltung
dürfen auch in der Volieren 9 Tiere je Quadratmeter
Nutzfläche [5] gehalten werden. Allerdings dürfen nicht
mehr als 18 Tiere je m2 Stallgrundfläche
[6] gehalten werden. Als Scharraum steht den Tieren der eingestreute
Stallboden zur Verfügung. Bezüglich Fütterung und Tränke gelten die gleichen
Vorgaben wie in der Bodenhaltung. Oft ist bei Volieren noch ein zusätzlicher
Wintergarten vorhanden. Der Wintergarten (Oder auch Kaltscharraum) ist
ein zusätzlicher Scharraum, der direkt am Stall entlang verläuft. Er ist
nur durch ein Netz nach außen abgetrennt, so daß hier die gleichen Temperaturen
herrschen wie in der Umgebung. Er ist für die Tiere während des Tages
zugänglich.
Freilandhaltung
Bei der Freilandhaltung wird ein normaler Bodenhaltungs- oder Volierenstall mit einer Weide als Auslauf (Bild 9) für die Hennen kombiniert. Dabei müssen für jede Henne 4 m2 Fläche vorhanden sein. Somit sind bei einem Stall mit 10 000 Legehennen 4 ha Auslauffläche nötig. Damit die Tiere auf die Weide gehen können, müssen auf der ganzen Stallänge gleichmäßig verteilt Auslauföffnungen [7] vorhanden sein. Der Auslauf muß den Tieren tagsüber zur Verfügung stehen.
Die hier genannten Angaben beziehen sich auf die EU-Verordnungen und deutsche
Gesetze sowie Verordnungen zur Legehennenhaltung. Die EU-Ökoverordnung
und die verschiedenen Richtlinien der Bioverbände gehen besonders in Bezug
auf die Nutzflächen je Tier über diese Anforderungen hinaus. Beispielsweise
legt die EU-Ökoverordnung fest, daß nur 6 Legehennen je Quadratmeter Stallfläche
gehalten werden dürfen.
Lesen Sie weiter im 2. Teil: Legehennen
[1] Vorraum: Beim Vorraum handelt es sich um den Service-Raum des Stalles. Hier befinden sich beispielsweise die Wasserversorgung, die elektrischen Schaltkästen und die Eierverpackung.
[2] Kotbandlüftung: Mit Hilfe der Kotbandlüftung wird der Geflügelkot schon im Stall getrocknet, um die Ammoniakemission zu reduzieren.
[3] Kettenfütterung: In einem Futtertrog läuft eine Futterkette, die das Futter im Trog verteilt. Siehe dazu auch "Vom Ei zum Brathähnchen-Elterntierhaltung"
[4] Nutzfläche Bodenhaltung: setzt sich aus der Kotgruben- und Scharraumfläche zusammen.
[5] Nutzfläche Volieren: setzt sich zusammen aus
der Fläche des Stallbodens und der für die Hühner begehbaren
Fläche in der Voliere.
[6] Stallgrundfläche: Fläche des Stallbodens.
[7] Auslauföffnungen: für je 1000 Tiere ist
mindestens eine 2 m breite und 35 cm hohe Auslauföffnung nötig.
Dipl.-Ing. agr. Rüdiger Sudhop
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