Foodmonopoly
Das riskante Spiel mit billigem Essen
Ann-Helen Meyer von Bremen, Gunnar Rundgren
Oekom Verlag, München 2014; aus dem Schwedischen von Nina Hoyer, Fadenbindung Hardcover,
239 Seiten, zahlreiche s-w-Fotos, Zeichnungen und Tabellen, € 19,95.
Die Intensivierung der Landwirtschaft wird gern als "alternativlos" bezeichnet. Die Begründung liefert die wachsende Weltbevölkerung, die satt zu machen sei. Mit dieser Argumentation findet Gentechnik, das Abholzen von Wäldern, die Vernichtung von Biotopen, der massive Pestizideinsatz, die grausame Massentierhaltung, der Anfall von Gülle-Seen und die immer energieintensivere Technisierung und Maschinisierung der Landwirtschaft ihre Rechtfertigung. Nachhaltige Produktion oder gar Bioanbau seien nicht geeignet zur Ernährung von 9 Milliarden Menschen in 30 Jahren. Doch ist das wirklich so? Steigern wir langfristig und global betrachtet die Produktivität und damit die Tragfähigkeit der Erde, wenn wir tausende Hektar durch nur einen Landwirt bewirtschaften lassen, transgene Pflanzen anbauen und Rinder und Schweine mit Mais und Soja füttern? Das aktuelle Buch aus Schweden hinterfragt und untersucht unsere Ahnungen und das kursierende Halbwissen. Die Autoren von Foodmonopoly bereisten dafür alle Kontinente und besuchten Landwirte in den USA, Brasilien und Holland, die mit höchster Spezialisierung und großem Einsatz an Mitteln schier unglaubliche Lebensmittelmengen für den Weltmarkt produzieren, an Mais, Rindern oder Paprika. Sie besuchten aber auch Biobauern und Subsistenz-Landwirte in den USA, Brasilien, Afrika, Indien und Schweden und fanden gut funktionierende Einkommen und Ertragssteigerungen ohne großen Mitteleinsatz.
Wussten Sie zum Beispiel, dass in Holland 30 kg Paprika aus nur einem Quadratmeter Boden herauszuholen sind, dafür aber auch 30 Liter Erdöl verbraucht werden? Können Sie sich vorstellen, dass fünf indische Kühe, die nur vier Liter Milch pro Tag geben, ihrem Halter eine gute Zukunft bieten, wogegen 50 deutsche Kühe, die jeweils 40 Liter Milch geben, einen Betrieb nur schwer überleben lassen?
Das Buch ist sehr gut geschrieben, steckt voller interessanter Fakten und aufschlussreicher Vergleiche und ist spannend zu lesen. Es wartet mit detailreichen und dabei immer verständlichen Beschreibungen der unterschiedlichsten Produktionsbedingungen auf.
Foodmonopoly ist absolut empfehlenswert für alle, die verstehen wollen, wie unser Essen produziert wird und die entscheiden wollen, wie es in Zukunft produziert werden soll, frei von ideologischer Überzeugung und Snobismus. Geeignet ist die Lektüre von Foodmonopoly auch für alle, die professionell mit Agrar- und Ernährungspolitik sowie der Lebensmittelproduktion zu tun haben, denn es liefert neben den gut recherchierten Beispielen und ebenso gut erklärten Zusammenhängen auch informative Tabellen, Grafiken und belastbares Zahlenmaterial an die Hand. Unbedingt lesen!
Stefanie Goldscheider