Waldschutz auf ökologischer Grundlage

Wolfgang Altenkirch / C. Majunke / B. Ohnesorge
Ulmer Verlag, Stuttgart, 2002, 434 Seiten, 86 Tabellen, 9 Farbfotos 124 s-w-Fotos und - Zeichnungen, € 79,90

Die materielle und immaterielle Nutzwirkung des Waldes sowie die Notwendigkeit zu seinem Schutz sind in Zeiten der Klimaerwärmung, der Naturkatastrophen und der Naturverknappung inzwischen weitläufig bekannt. Waldschutz in mitteleuropäischen Wäldern meint vor allem die Abwehr oder Vermeidung von abiotischen und biotischen Störungen, die teilweise Folgen von Altlasten sind.
Wald, ob artenarm, anthropogen beeinflusst oder natürlich ist immer ein komplexes Ökosystem aus Produzenten, Konsumenten und Destruenten. Sein Schutz beginnt vorbeugend aus dem Wald heraus, durch Ausnutzung natürlicher Mechanismen und nur im äußersten Fall unter Einsatz technischer Verfahren. Zu reden ist also von der Konkurrenz der Baumarten auf den verschiedenen Standorten, von der natürlichen Dynamik bzw. Sukzession der Waldtypen und vom Einfluss der Forstwirtschaft auf die Lebensvorgänge im Wald.
Waldschäden, die Widerstandskraft oder Schwäche der Bäume und Bestände und die Schadwirkungen der verschiedenen Angreifer sowie deren Populationsdynamik müssen rechtzeitig erkannt und ständig beobachtet werden um, gegebenenfalls angemessene Eingriffe zu ermöglichen. Datenerhebung im Wald mittels Stichproben, durch Zählmethoden mit Hilfe von speziellen Fallen oder durch Schätzungen ermöglicht die Analyse der Vorgänge. So können Modelle entwickelt werden, die Prognosen zulassen und als Entscheidungshilfe dienen. Diese Techniken und Verfahren zur Überwachung der einzelnen Schädlinge sind im Buch beschrieben. Wird eine Bekämpfung notwendig, so kommen physikalische, biologische und chemische Methoden in Frage. Diese sind allesamt, neben den rechtlichen und organisatorischen Regelungen des Waldschutzes, ausführlich dargestellt. Auch die vorbeugenden Maßnahmen zur Stärkung der Bestände bzw. zur Schwächung der Schadensverursacher kommen nicht zu kurz.

Im speziellen Teil des Lehrbuchs geht es um die einzelnen Waldbaumarten und ihre Gefährdung. Ausführlich behandelt werden Rotbuche, Stiel- und Traubeneiche, Waldkiefer, Fichte, Weißtanne, Lärche und als einzige fremde Baumart die Douglasie. Die anderen eingeführten Baumarten werden jeweils kurz vorgestellt. Zu kurz ist die Erwähnung der anderen heimischen Wald-Baumarten, darunter der Edellaubhölzer wie Ahorn, Ulme Esche, Linde, Wildobst, Speierling, Mehlbeere und Elsbeere. Gerade ihr Schutz und ihre Förderung hinsichtlich der angestrebten Artenvielfalt und ihres hohen Nutzholzwerts ist ünschenswert.
Weiterhin sind die abiotischen und teilweise anthropogen verursachten Schäden sowie ihre Vermeidung thematisiert. Zur Sprache kommen Waldbrände, Windwurf und Schneebruch aber auch Schäden durch Über- oder Unterversorgung mit Nährstoffen, Schadstoffimmissionen und die möglichen Folgen einer Klimaerwärmung.
In einem umfassenden Kapitel werden sodann die biotischen Schaderreger beschrieben. Das komplexe System der Pilze, die einerseits als Symbionten der Bäume und als Destruenten unverzichtbar sind und andererseits auch lebende organische Substanz zerstören können, wird anschaulich dargestellt. Die andere große und sehr relevante Gruppe der Schaderreger sind die Insekten. Sie werden anhand der guten Zeichnungen ihrer Entwicklungsstadien und teilweise mit Entwicklungszyklen oder Brutbildern genau beschrieben. Ein weiteres Thema ist die Gefährdung der Baumarten durch Wildverbiss und die Wildschadensverhütung. Zum Abschluss werden die förderungswürdigen Nutzorganismen des Waldes behandelt: Viren, Bakterien, Pilze, Insekten und Wirbeltiere.

Ein wichtiges Lehrbuch mit einer sehr wichtigen neuen Ausrichtung der Forstwirtschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit, Artenvielfalt, Ökologie und Freizeitwert. Für alle Studenten forstwirtschaftlicher und ökologischer Fachbereiche sowie für Förster und Waldbesitzer zu empfehlen.

Stefanie Goldscheider


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