Kiwi - Anbau im Garten
von Stefanie Goldscheider
Chinesischer Strahlengriffel und neuseeländisches Wappentier
Was haben Vögel, Obst und Neuseeländer gemeinsam? Einen Namen aus der Maori-Sprache: sie heißen alle Kiwis. Der flugunfähige Kiwi ist das Wappentier Neuseelands. "Kiwis" nennen sich die Bewohner des Landes selbst, und die "Kiwi" wurde ihre erfolgreichste Obstzüchtung.
Die Kiwipflanze ist eine windende Liane und hat chinesische Vorfahren. Das natürliche Verbreitungsgebiet der Art sind die feuchten und warm-gemäßigten Täler in den Bergen Südchinas. Dort gedeihen mehrere verwandte Arten. Samen der Art Actinidia deliciosa, erreichten zu Anfang des 20. Jahrhunderts Neuseeland. Daraus wurde die erste und bis heute wichtigste Sorte 'Hayward' gezüchtet. In den 1970er Jahren eroberten die außen haarigen und innen saftig-grünen Früchte die Weltmärkte unter dem Markenname Kiwi. Allerdings hatte die Frucht diesen Namen von kalifornischen Obsthändlern bekommen, die damals sogenannte "chinesische Stachelbeeren" importierten. Zunächst galten Kiwis als rein neuseeländisches Obst. Der Kiwi-Boom führte in den 1980er Jahren zum großflächigen Anbau auch in Frankreich und in den Mittelmeerländern, allen voran in Italien. Mittelmeer-Kiwis haben den Vorteil, dass sie in unserem Winter reifen. Kiwis sind gute Vitaminspender und sehr reich an Vitamin C.
Die größten Kiwiproduzenten heute sind China, Italien, Neuseeland, Chile und Griechenland. Griechenland steigert wegen seiner exzellenten Produktionsbedingungen und entgegen dem allgemeinen Trend seinen Kiwianbau weiterhin, auch bei Bio-Kiwis.
Wie der lustige braune Vogel auch, sind Kiwifrüchte recht ungewöhnlich. Man nennt die Pflanzenfamilie auch Strahlengriffelgewächse - wegen ihres Blütenaufbaus. Nur an weiblichen Kiwipflanzen entwickeln sich die großen Beeren aus einem verwachsenen Fruchtknoten (Bild rechts). Diese "Strahlengriffel" werden von Blütenpollen von männlichen Pflanzen bestäubt. In Plantagen pflanzt man alle 10 Quadratmeter eine männliche Pflanze.
Kiwikultur
Kiwi ist eine stark wüchsige aber anspruchsvolle Kultur, der Kiwianbau ist vergleichbar mit dem Weinbau. Kiwis werden an Spalieren oder Klettergerüsten gezogen, Erziehung und Schnitt der über drei Meter langen Triebe sind notwendig für schöne Früchte. Die sichere Ausreife der Kiwi ist nur in Lagen mit Weinbauklima gewährleistet, also bei einer langen frostfreien Wachstumsperiode und einem nicht zu harten Winter. Kiwi als kletternde ursprüngliche Waldpflanzen sind windempfindlich. Die fruchttragenden Äste müssen gut angebunden werden (Bild rechts). Blüten und Früchte beschädigen sich bei starkem Wind ansonsten gegenseitig. Da Kiwi aus den immerfeuchten Subtropen und nicht aus dem sommertrockenen Mittelmeerklima stammen, brauchen sie regelmäßig Wasser, so dass in trockenen Lagen eine Bewässerung oder das Gießen im Sommer sinnvoll ist. Kiwi gedeihen auf saurem und humosem Boden also auf typischem Waldboden.
Kiwi - Erziehung und Schnitt
Neben einem Klettergerüst, einem Spalier oder einer stabilen Laube oder Pergola benötigt man zur erfolgreichen Kultur von Kiwis im eigenen Garten auch Kenntnis über die Schnittmaßnahmen. Das Fruchtholz der Kiwi muss jedes Jahr erneuert werden, die ganze Pflanze ausgedünnt und gut über die Fläche verteilt werden, damit genügend Sonne an die Blätter und Früchte gelangt. Alte Triebe müssen also heraus geschnitten und durch junge ersetzt werden. Der Ertrag muss begrenzt werden, was zusätzlich durch das Einkürzen zu langer Triebe erreicht wird. An den jährlich erneuerten Kurztrieben (Bild links) reifen dann die besten Kiwis. Qualität- und ertragssteigernd wirkt auch die Pflanzung einer männlichen Kiwi in der Nachbarschaft der weiblichen, fruchttragenden Sorte. Bienen erledigen dann die Bestäubung der recht spät im Jahr zwischen Mai und Juni erscheinenden Blüten. Neuerdings gibt es im Gartenfachhandel sogar selbtbefruchtende Sorten, die ohne Bestäuberpflanze Kiwi-Früchte tragen. Neue Sorten sind für unser Klima angepasst, werden im Oktober geerntet, reifen von selbst nach und halten bis März frisch. Weil Kiwis noch immer Exoten in Deutschland sind gibt es in Sachen Krankheiten und Pflanzenschutz eigentlich keine Probleme.
Sortenvielfalt und Anbauwürdigkeit von Kiwi
Aus unterschiedlichen Landschaften und Klimazonen Ostasiens, zwischen Sibirien und Indonesien stammen ungefähr 60 Kiwi-Arten. Diese sind ein reiches Reservoir für die Züchtung von Kiwisorten für unterschiedliche Anbaubedingungen und Standorte.Neben der großen grünen Kiwi A. deliciosa war und ist die Art Actinidia chinensis am bekanntesten. In ihrer Heimat in Südchina wird die chinesische Stachelbeere bis heute massenweise wild geerntet. Die Früchte von A. chinensis haben glatte Schalen mit nur ein wenig Flaum und gelbes Fruchtfleisch. Heute sind sie als Golden Kiwi auf dem Markt. Golden Kiwi sind süßer und schmecken tropischer als ihre grünen Verwandten. Sie sind frostempfindlich und derzeit gibt es noch keine für unser Klima geeigneten Sorten. Dafür wird die Auswahl weiterer Kiwisorten mit sehr gutem Geschmack und hauchdünner, essbarer Schale immer besser. Kleine Kiwisorten, sogenannte Minikiwi fanden ihren Weg in viele Gärten von Russland bis in die kältesten Ecken Deutschlands. Sie wurden aus nördlichen Arten der Gattung Actinidia gezüchtet, vorallem aus A. arguta und A. kolomikta. Diese sind in Japan, Korea und Nordchina beheimatet. Die schwächer wüchsigen Lianen sind absolut frosthart bis minus 30 °C. Ihr Anbau erfordert nur normale leichte Rankhilfen und nur einen Verjüngungsschnitt. Ertragsbegrenzung und Bewässerung sind nicht erforderlich. Mini-Kiwi produzieren kleine, sehr aromatische und süße Früchte, die man komplett aufessen kann. Haut und Strunk sind weich. Es gibt sie in unterschiedlichen Größen und Fruchtfarben von knallgrün bis tief violett. Naschfrüchte fürs Auge und die Gesundheit.
Neben Kiwis und Minikiwis gibt es noch zahlreiche andere Früchte, die sich im eigenen Garten anbauen lassen.
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