Physalis
Von Stefanie GoldscheiderKapstachelbeere aus Peru
Physalis ist der wissenschaftliche und auch der gebräuchliche Name für die Kapstachelbeere, ein beliebtes, schmackhaftes, vitaminreiches und sehr gesundes Beerenobst. Die Kapstachelbeere (P. peruviana) wird vielfach in Südafrika angebaut, stammt aber aus den peruanischen Anden in Südamerika, weswegen der ebenfalls verwendete Name "Andenbeere" besser passt. Bei der Namensgebung war möglicher Weise ohnehin nicht "Kap" wie "Kap der guten Hoffnung" gemeint sondern "Cape" wie "Umhang". Dies würde anschaulich die typische Umhüllung beschreiben, die wie eine chinesische Laterne aussieht. (Auf Englisch heißt Physalis: "Cape Gooseberry"). Für die Vermarktung der kleinen goldgelben Früchte ist mehr und mehr der Name Goldenberry oder Inca Goldenberry gebräuchlich.
Die Umhüllung der Andenbeere besteht aus den nach der Blüte zusammenwachsenden Blütenblättern und wird bei der Reife trocken wie Papier.
Physalis weltweit
Es gibt noch weitere bekannte Physalis-Arten wie beispielsweise die Lampionblume (P. alkekengi) mit orange-roter Umhüllung.
Sie ist eine Zierpflanze in unseren Gärten, wird
auch Laternenpflanze oder Blasenkirsche genannt (vom griechischen "physa" = "Blase") und stammt aus Ostasien.
Der mexikanische Tomatillo (P. ixocarpa), der als Gemüse gegessen und
zu Salsa gekocht wird, gehört ebenfalls zur Gattung Physalis.
Andere, bei uns ziemlich unbekannte Arten von Physalis, werden vereinzelt in Gärten wegen ihrer leckeren Beeren kultiviert, so beispielsweise die nordamerikanische Erdkirsche (P.pruinosa). Insgesamt wachsen weltweit ungefähr 75 verschiedene Physalis-Arten. Sie sind Kosmopoliten wie die ganze Pflanzenfamilie der Nachtschattengewächse (Solanaceae), zu der sie gehören. Auch die indische Schlafbeere Ashwagandha wurde botanisch früher zu Physalis gestellt und ähnelt der Gattung sehr.
Andenbeeren - besser als Tomaten
Physalis ist als Nachtschattengewächs mit Tomaten verwandt und abgesehen vom laternenförmigen Blütenkelch und der außen wie innen intensiv orangen Farbe sehen die Beeren kleinen Tomaten sogar ähnlich. Physalis sind mitsamt der dünnen Fruchthaut und mit den sehr kleinen Samen essbar. Die Beeren schmecken angenehm süß-säuerlich und fruchtig-aromatisch. Physalis sondern allerdings eine klebrig-ölige Substanz durch die Haut ab, die die Beere umhüllt und leicht bitter schmeckt. Diese sollte vor dem Verzehr abgewaschen werden. Obwohl Physalis-Beeren nur 1 bis 2 cm groß sind, können sie sich mit den besten Tropenfrüchten messen, was das exotische Aroma angeht. Die komplexen Aromakomponenten machen den Geschmack sehr edel und Physalis überall beliebt. Obendrein sind die Goldenberries dekorativ und verzieren Cocktails, Torten und Desserts. Besonders gefragt sind Kapstachelbeeren als Frischobst. Ihre Bedeutung für Saft, Konfitüren und Tee nimmt ebenfalls zu. Neu auf dem Markt und eine Bereicherung des Angebots sind Physalis Trockenfrüchte.
Eine weitere Nachtschattenart ist der Bocksdorn. Er liefert eine ebenso gesunde Beere - die Gojibeere.
Bunt und gesund!
Physalis haben ein exotisches
Tropenfrucht-Aroma und sind
prall gefüllt mit Vitaminen
Antioxidantien und anderen
bioaktiven Substanzen
Kapstachelbeeren sind ein gesundes, vitaminreiches Obst und vielerorts als natürliches Heilmittel bekannt. Die orange Farbe der vollreifen Beeren legt es nahe: Physalis sind besonders reich an Karotin und damit gut für Augen und Sehkraft. Doch das ist noch nicht alles. Physalis halten auffällig lange frisch und zwar ohne Kühlung oder Konservierungsmittel. Das liegt an weiteren in hoher Konzentration enthaltenen Inhaltsstoffen, allen voran Vitamin C und Vitamin E.
Auch sonst ist die kleine Beere prall gefüllt mit antioxidativen Substanzen, welche nicht nur die Beeren selbst auf natürliche Weise frisch halten. Antioxidative Substanzen sind als Radikalfänger bekannt und rufen als Antiaging-Mittel großes Interesse hervor. Sie neutralisieren gesundheitsschädliche Stoffwechselprodukte und halten Körper und Geist fit und gesund. Neu in den Fokus der Forschung gerückt sind die in Physalis enthaltenen speziellen Fettsäuren und Phytosterole [1], denen beiden eine große Bedeutung für das Immunsystem und die allgemeine Gesundheit zukommt. Eine weitere vielversprechende Neuentdeckung in Physalis sind die sogenannten Withanolide - eine Stoffklasse, die in der sehr bedeutenden ayurvedischen Heilpflanze Ashwagandha vorkommt. Diese Withanolide wirken antibiotisch, entzündungshemmend und gegen bestimmte Tumorzellen [2].
Physalis - die Pflanze
Physalis peruviana, die Andenbeere ist eine krautige, wärmebedürftige und wüchsige Kulturpflanze aus den Tropen. Sie mag es weder zu trocken noch zu nass, genau wie Tomaten. Physalis passt sich vielen Boden- und Standortbedingungen an, hat jedoch eine recht lange Vegetationszeit. In warmen Ländern kann sie wuchern und sogar zum Unkraut werden, bei uns jedoch erfriert sie beim ersten Frost. Dennoch werden heute Physalis, wie auch viele andere tropische Früchte in Privatgärten angebaut. Leider werden in unseren Breiten die Früchte meist nicht rechtzeitig vor dem Winter reif. Physalis ist eine mehrjährige Pflanze, wird aber normaler Weise einjährig angebaut - so wie übrigens auch manche Tomaten, Paprika und Chili, die ebenfalls mehrjährig wachsen könnten.
Anbau von Physalis
Physalis-Pflänzchen werden meistens aus den winzigen Samen vorgezogen und nach zwei Monaten ins Feld ausgepflanzt. Eine andere Möglichkeit ist die Bewurzelung von Stecklingen. Physalis braucht zum Wachstum, für die Ausreife aber auch wegen der mühsamen Ernte von Hand viel Platz. Die Jungpflanzen werden deswegen mit Abständen von 1 x 1 Meter gesetzt. Ihre Triebe wachsen ausladend und brechen sehr leicht ab, weswegen Physalis immer angebunden kultiviert werden (Bild links). Anders als Tomaten werden sie mehrtriebig wie Büsche gezogen. Für den Geschmack und die volle Ausreife der Andenbeere ist viel Sonne sehr wichtig, so dass ihr Anbau in den Bergen ideal ist.
Physalis werden über eine lange Ernteperiode nach und nach reif. Nur vollreife Beeren schmecken richtig gut. Sie werden regelmäßig von Hand gesammelt beziehungsweise einzeln mit Scheren vom Strauch geschnitten.
Das Vorziehen, Auspflanzen, Hochbinden und die Ernte der kleinen Früchte macht die Kultivierung von Physalis arbeitsintensiv. Im biologischen Anbau wie bei den Indios im Hochland von Peru kommt das Unkraut hacken noch dazu.
Haltbar und transportfähig - Die Andenbeeren in den Anden
Die notwendigen Handarbeiten beim Physalis-Anbau machen die Kultur interessant für Kleinbauern in abgelegenen Regionen und bergigem Gelände, wo weder großflächiger Ackerbau noch der Einsatz von Maschinen möglich sind. Ein weiterer Vorteil unter extensiven Bedingungen und bei großen Entfernungen zu den Märkten ist die Tatsache, dass Physalis lange haltbar sind. Für den Transport auf unbefestigten Pisten sind sie in ihrer Umhüllung zudem gut geschützt.
So können Physalis verladen und in die nächste Stadt gebracht werden. Um sie unbegrenzt haltbar zu machen und umweltfreundlich nach Europa zu transportieren, können sie vor Ort getrocknet werden. Dazu werden in Handarbeit die Kelchhüllen entfernt und die Physalis sortiert, anschließend gewaschen und schonend bei unter 40 Grad Celsius getrocknet.
Quellen:
[1] Ramadan, M.F.; Mörsel J.-T.: Oil Goldenberry (Physalis peruviana L.), J. Agric. Food Chem 2003, 51, 969-974.
[2] Van Wyk B.E.; Wink C.; Wink M.: Handbuch der Arzneipflanzen, WVG, Stuttgart, 2004
[3] Hiller, K.; Melzig, M.F.: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, Springer, Heidelberg, 2010
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