Ananas

Von Stefanie Goldscheider

Begehrtes Obst

Ananas sind begehrte Südfrüchte und haben eine lange Geschichte. Die Ananas (Ananas comosus) stammt ursprünglich aus dem nördlichen Brasilien und Venezuela. Die Indiobevölkerung kultivierte schon vor Jahrhunderten Ananas in vielen Regionen Süd- und Mittelamerikas zu Nahrungs- und zu Heilzwecken. So entdeckte Kolumbus die duftenden Früchte erstmals auf Guadeloupe. Wegen ihres eigenartigen Aussehens wie ein Pinienzapfen nannten die Spanier sie piña, was zum englischen Wort pineapple führte.
Nach der Eroberung Amerikas verbreiteten sich Ananaspflanzungen schnell in die Tropen und Subtropen auf der ganzen Welt. Der saftig süß-säuerliche Geschmack, das einzigartige Aroma und der hohe Vitamin- und Enzymgehalt machten Ananas überall beliebt. Bereits vor um 1900 gab es regen Handel mit Ananas-Konserven und mit frischem Obst: von Hawaii in die USA und von den Kanarischen Inseln und den Azoren nach Europa.

Die Nachfrage nach Ananas aus der Dose bewirkte besonders nach dem zweiten Weltkrieg und bis in die 1980er Jahre enorme Steigerungen der Anbauflächen. Bis heute gehören Ananas zu den weltweit bedeutendsten tropischen Früchten. Allerdings kennen wir alle sowohl süße, saftige, aromatische Früchte als auch faserige, saure, geschmacklose. Wie kommt das?


Die Schattenseiten der Ananaskultur

Botanik der Ananaspflanze

Ananas-Anbau

Bioanbau von Ananas

Fruchtqualität und Gesundheitswert von Ananas

Der Markt für Ananas



Ananasplantagen - die Schattenseiten

Leider wurde für große Ananasplantagen in der Vergangenheit auch sehr viel tropischer Regenwald abgeholzt. Internationale Konzerne, die in intensiven Monokulturen Ananas für den Export anbauen, machen aber auch heute nicht nur positive Schlagzeilen. So belasten die konventionell bewirtschafteten Plantagen durch den immensen Einsatz an Pestiziden und Düngemitteln die Umwelt und die Gesundheit der Landarbeiter. Aber auch frische Ananas in unseren Geschäften sind regelmäßig mit Pestiziden belastet, darunter auch gefährlichen, die bei uns längst verboten sind. Auch gab es bei Ananas aus der Dose schon Warnungen wegen hoher Cadmium-Rückstände - verursacht durch schwermetallhaltige Düngemittel. Frische, reife Ananas hoher Qualität sind leicht verderblich und erreichen uns nur per Luftfracht. Die Marktoffensiven der letzten Jahre, Ananas zu Schleuderpreisen zu verkaufen, machen die schweren Früchte endgültig zu einer ökologisch bedenklichen Ware. Wie bei einigen tropischen cash crops gibt es aber gesunde und umweltverträgliche Alternativen: Manche tropische Früchte lassen sich im eigenen Garten kultivieren! Ananas sind aber auch aus biologischen Anbau und fairem Handel erhältlich.


Botanik der Ananas

Die Familie der Ananasgewächse

Die Ananas (Ananas comosus) gehört zur Pflanzenfamilie der Ananasgewächse (Bromeliaceae). Diese besiedeln in Süd- und Mittelamerika alle Habitate (Bild rechts) vom tropischen Regenwald bis in die Wüste, von den höchsten Baumkronen bis zum kargen Boden oder nacktem Fels. Bei uns sind Bromeliaceae-Arten vor allem als Zierpflanzen bekannt: Bromelien und Tillandsien. Bemerkenswert und sehr interessant sind ihre Auffangmethoden für Wasser und Nährstoffe (1). Ihre spärlichen Wurzeln brauchen die meisten Bromeliengewächse nur zum Festhalten am Untergrund.
Ananas wachsen nicht als Aufsitzerpflanzen (epiphytisch) sondern wurzeln im Boden (Bild unten rechts), wenn auch nur mit dünnen, schwachen Wurzeln, die zur Wasser- und Nährstoffversorgung allein nicht ausreichen. Deswegen werden Ananasplantagen besonders intensiv gedüngt.
Die Ananas ist die einzige kommerzielle Nutzpflanze der Familie. Lokal werden aber auch andere Bromeliaceae-Arten mit essbaren Früchten und andere für Faserzwecke angebaut.


Die spezialisierte Lebensweise der Ananaspflanze

Die Ananaspflanze ist eine krautige, mehrjährige Pflanze mit einem unten verdickten, teilweise im Boden befindlichen kurzen Stamm. Ananas bildet rosettenförmig bis zu 1 m lange, harte, faserige und am Rand scharf gesägte Blätter, die nicht abgeworfen werden. Diese sind spiralförmig und stammumfassend angeordnet und leiten wie Wasserrinnen Regenwasser und Tau und auch Staub nach innen. Wasser und Nährstoffe können so über die Blätter aufgenommen werden. Ananaspflanzen überstehen längere Trockenperioden gut, denn sie speichern mit spezialisierten Zellen auch viel Wasser im Blattgewebe. Sie sind so genannte Blattsukkulenten und Xerophythen (2). Auch verfügen sie wie Kakteen über eine wassersparende Form der Photosynthese, den so genannten CAM-Stoffwechsel. Ananas verbrauchen nur Bruchteile der Wassermenge anderer Kulturpflanzen.


Ananas ist eine Scheinfrucht

Aus der Mitte der Blattrosette wächst nach 10 bis 20 Monaten der Blütenstand mit spiralförmig angeordneten Einzelblüten nach oben. Die Ananasblüten sind unscheinbar (Bild rechts), selbststeril und werden normalerweise nicht befruchtet. Dennoch entsteht daraus parthenokarp (ohne Befruchtung) eine aus ungefähr 100 Einzelfrüchten zusammengewachsene Scheinfrucht. Diese ist samenlos. Der faserige Strunk in der Mitte ist der Blütenstiel. Die dicke schuppige Rinde der Ananasfrucht besteht aus den Blütenresten. Von der Blüte bis zur Reife vergehen 3 bis 4 Monate.


Vermehrung von Ananas

Ananaspflanzen werden vegetativ vermehrt. Die Blattrosette an der Spitze der Frucht könnte zur Anpflanzung verwendet werden, wird aber mit der ganzen Frucht verkauft. Die Ananaspflanze bildet aber auch Seitentriebe - so genannte Schößlinge - aus allen Teilen der Pflanze. Diese werden geerntet und problemlos bis zur Neupflanzung gelagert, da sie nicht so schnell vertrocknen. Sie bewurzeln leicht.
Nur zur Züchtung neuer Sorten werden Ananas bestäubt und haben dann viele harte Samen, was sie ungenießbar macht.



Anbau von Ananas

Ananas wächst auf praktisch jedem Boden, also auch auf torfigen, sandigen, sauren tropischen Böden. Diese müssen allerdings gut drainiert und keinesfalls vernässt sein, weswegen auch auf Dämmen angebaut wird. Nährstoffe bekommen Ananas meist in Form von Blattdüngung mit Düngersalzlösungen verabreicht, ein Verfahren das viele andere Kulturpflanzen nicht so gut vertragen. Gegen Unkraut, das die niedrig bleibenden Ananaspflanzen unter tropischen Bedingungen schnell überwuchern würde, werden massiv Herbizide gespritzt.

Konventionelle Ananasplantagen
verursachen Abholzung von
Regenwald und massiven Einsatz
von Pestiziden und Düngemitteln.
Konventionelle Ananas sind
mit Pestiziden und Schwermetallen
belastet und werden unökologisch
per Luftfracht transportiert.

Wenn die Ananasfrüchte nach 1 bis 2 Jahren geerntet sind, werden die Pflanzen untergepflügt. Teilweise lässt man auf dem abgeernteten Feld eine zweite oder dritte Saison Ananas aus den Seitentrieben wachsen. Durch die internationalen Fruchtkonzerne wie Dole oder Del Monte werden Ananasplantagen als Monokultur immer auf den selben Flächen kultiviert. So verwundert es nicht, dass mit der Zeit immer größere Probleme mit Krankheiten und Schädlingen auftreten. Dadurch sind die Ertragsausfälle sehr hoch. Zur Eindämmung werden die gefährlichsten Insektizide, Nematizide, Fungizide und Herbizide angewendet, darunter die bei uns längst verbotenen Wirkstoffe der schwarzen Liste.



Bioanbau von Ananas

Ananasanbau wirft unter ökologischen Gesichtspunkten einige Probleme auf. Der biologische Anbau von Ananas ist deswegen ein umso größerer Beitrag zur Nachhaltigkeit und zum Umweltschutz.

Erosion ist eine der größten Herausforderungen in Ananasplantagen, denn die Pflanzen befestigen den Boden nur wenig. Besonders nach dem Umpflügen oder der Neuanpflanzung profitieren Ananaskulturen von einer schützenden Mulchdecke. Ananas toleriert leichte Beschattung und kann unter Palmen, Mango- oder Cashewbäumen aber auch unter Gummibäumen oder anderen Nutzholzarten angepflanzt werden. So entstehen keine großen Flächen mit ungeschütztem offenem Boden. Schattenbäume schaffen ein wachstumsförderndes Kleinklima und verhindern Sonnenbrand auf den Früchten. Für gesunde Ananasbestände ohne Pestizide sind Fruchtwechsel und Zwischenkulturen eine wichtige Voraussetzung.

 

Mischkultur, Mulch,
eine Fruchtfolge &
organische Düngung
sorgen im biologischen
Anbau von Ananas
für Nachhaltigkeit
und gesunde Früchte

Es gibt viele Nutzpflanzen, die Schädlingszyklen und Krankheitsdruck in Ananas unterbrechen. Eine Herausforderung im biologischen Ananasanbau ist aber auch die Nährstoffversorgung. Anders als im konventionellen Anbau können hier nicht billige Düngersalze einfach über die Blätter gespritzt werden. Deswegen ist Bodenverbesserung und organische Düngung sehr wichtig. Bohnen, Gemüse und Futterpflanzen für Nutztiere sind dafür besonders effektiv und können im Wechsel mit Ananas angebaut werden. Solche nachhaltigen aber aufwändigen Kreislaufsysteme werden nur in kleinbäuerlichen Betrieben realisiert.

Ausschließlich beim biologischen Anbau von Ananas gibt es keine Probleme mit Pestizidrückständen, weder in Boden oder Grundwasser, noch in der Ananas- oder der Folgekultur.



Fruchtqualität und Gesundheitswert

Ananas haben einen einzigartigen Duft und Geschmack, der sich aus 130 Aromastoffen, (vor allem Fruchtestern) und vielen Zuckern und Fruchtsäuren zusammensetzt. Ein wesentlicher Inhaltsstoff, der auch extrahiert und pharmazeutisch genutzt wird, ist das Ananasenzym Bromelain (3).
Heutige kommerzielle Sorten von Ananas unterscheiden sich in ihrer Größe von 0,4 bis über 3,5 kg, in der Süße, dem Säuregehalt, der Intensität des Aromas und der Farbe des Fruchtfleisches sowie in der Verwertung. Auch gibt es neuerdings Sorten ohne verholzenden Strunk und andere deren Blätter nicht mehr stachelig sind.

 

Ananas reifen nicht nach

Die innere Qualität der Ananas wird von vielen Faktoren beeinflusst. Dazu gehören Methoden beim Anbau. Um gleichmäßig übers Jahr verteilt Früchte zu produzieren und Konservenfabriken auszulasten, wird vielerorts Ananas plantagenweise künstlich zur Fruchtbildung stimuliert. Dies hat zur Folge, dass Ananasfrüchte auch in kühlen Perioden heranwachsen und weniger gut werden. Zudem kann künstlich eine einheitliche Fruchtfärbung herbeigeführt werden, was die Ernteperiode verkürzt und vorverlegt. Solche Ananas sehen zwar reif aus, sind es aber nicht.


Ananas reifen nach der Ernte nicht nach. Werden sie voll ausgereift geerntet, sind sie sehr druckempfindlich und nicht mehr lange haltbar. Solche Früchte gelangen nur als Flug-Ananas zu uns. Kühlschranktemperatur verfärbt zudem das Fruchtfleisch braun. Reife Früchte gibt es bei uns also meist aus der Dose weil sie reif geerntet und direkt vor Ort verarbeitet werden. Dosen-Aananas enthalten aber nicht mehr das wertvolle bioaktive Bromelain (3), da Enzyme durch Erhitzen zerstört werden.

 

Aromatisch und Enzym-aktiv

Eine jahreszeitgerechte natürliche Ausreife und damit eine sehr hohe Fruchtqualität, die man schmecken kann, haben getrocknete Ananas aus Bioanbau. Das wertvolle Ananas-Enzym (das Bromelain) ist noch aktiv, da Ananas zum Trocken nicht so stark erhitzt werden. Zudem sind Trockenfrüchte lange haltbar und erreichen uns mit ökologisch vertretbaren Transporten per Schiff.



Der Markt für Ananas

Die weltweit größten Produzenten der gefragten Früchte sind Brasilien, gefolgt von Thailand und den Philippinen. Auf den Philippinen beherrschen Del Monte und Dole den Markt vollkommen und besitzen unermessliche Ländereien, mit allen Problemen die dies für Umwelt und Landarbeiter mit sich bringt. Wie bei vielen tropischen Produkten ist der kleinbäuerliche und kleinflächige Anbau viel umweltverträglicher als ausgedehnte Monokulturen. Das Hauptproblem bei frischen Früchten ist stets deren Vermarktung.

In Togo in Westafrika produzieren Kleinbauern aus der Umgebung der Hauptstadt Lomé Ananas nach den Richtlinien des kontrolliert biologischen Anbaus (kbA). Ein lokaler Kleinunternehmer kauft den Bauern die vollreifen Früchte ab und verarbeitet sie vor Ort. Sie werden gewaschen, geschält, in Scheiben geschnitten und schonend getrocknet. Mit dem Export der getrockneten Ananas werden sichere Arbeitsplätze für Menschen aus der Region geschaffen.
Togo ist allerdings nur ein ganz kleiner Erzeuger und Ananasanbau gibt es hier, anders als in den Nachbarstaaten Benin und Ghana, erst seit Mitte der 80er Jahre. Hier liegt auch die große Chance des biologischen Anbaus.



Anhang:
(1) Viele Bromelienarten leben auf extrem nährstoffarmen Standorten. Sie bilden Blattrosetten in denen sich ihr eigenes Wasserresorvoir ansammelt (Bild rechts). Diese Wasserzisternen bewohnen Kleintiere wie Frösche und Insekten. Die Pflanze nutzt die tierischen Ausscheidungen oder Verwesungsprodukte als Nährstoffquelle und nimmt sie direkt über die Blätter auf. Manche Bromelien leben in Symbiose mit bestimmten Fröschen, manche zeigen einen Übergang zur karnivoren Lebensweise.

(2) Xerophyten: von griechisch xeros = trocken und phyton = Pflanze. Xerophyten sind Pflanzen, die Dürre oder die jährliche Trockenzeit durch spezielle Anpassungen überstehen. Andere xerophytische Nutzpflanzen sind unter anderem: Aloe vera, Feigenkaktus, Dattelpalme, Arganie, Olivenbaum, Hirse, Erdmandeln, Vanille.

(3) Bromelain oder Bromelin ist eine pflanzliche Protease (ein Eiweiß spaltendes = proteolytisches Enzym). Seine Wirkungen sind vielfältig. Bromelain fördert die Verdauung, besonders bei Menschen mit wenig Magensäure. Bromelain hat vielversprechende pharmakologische Eigenschaften. Es ist entzündungshemmend, es löst Thrombosen also Blutgerinsel auf und es hemmt das Wachstum von Tumorzellen. Bromelain findet mehr und mehr medizinische Anwendungen bei Verletzungen, Asthma und zur Tumorbekämpfung.



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