Arganöl

Von Stefanie Goldscheider

Argania spinosa - ein Hoffnungsträger

Arganöl ist das Kernnöl eines Wüstenbaumes, der Arganie oder dem Eisenholzbaum. In seiner Heimat Marokko wird Arganöl wie Olivenöl verwendet, doch weitaus mehr geschätzt. Es ist ein sehr hochwertiges und schmackhaftes Speiseöl und gehört zu den teuersten pflanzlichen Ölen. Arganöl ist auch für kosmetische Zwecke bestens geeignet und seine traditionelle Anwendung als Hautöl und zur Haarpflege setzen sich immer mehr durch.


Der Arganbaum ähnelt in seinem Habitus (Bild rechts) und dem Aussehen von Blüten und Blättern dem Olivenbaum. Die ölhaltigen Arganfrüchte könnten mit großen Oliven verwechselt werden (Bild links unten). Allerdings ist die Arganie dornig - bewehrt gegen die Fraßfeinde am Rand der Sahara.


Die Arganie ist eine der wenigen ökonomisch nutzbaren Pflanzen, die der Wüste trotzen und ihrer Ausbreitung entgegenwirken können. Der Multifunktionsbaum Arganie ist die Lebensgrundlage für die einheimische Bevölkerung Marokkos - etwa 3 Millionen Berber - in einer ansonsten lebensfeindlichen Umwelt.

Argan - das Öl der Berber
Gourmetöl und mehr
Botanik des Arganbaums
Herstellung von Arganöl
Die Arganie - Ökologie eines Wüstenbaumes
Arganöl - Anti-Aging, Gesundheit und Kosmetik
Produkte aus Arganöl


Das Öl der Berber.....

Bei den Einwohnern im Südwesten Marokkos, dem Berbervolk der Amazigh dient Arganöl zum Kochen und Braten, als Hautcreme und Medizin. Arganöl für die Küche gewinnt man aus zuvor leicht gerösteten Samen. So erhält Arganöl seine goldgelbe Farbe und seinen angenehm nussigen Geschmack, der sehr gut zu arabischen Süßigkeiten oder den Nationalgerichten Couscous und Tajine passt. Das Arganöl für kosmetische Verwendung, das auch gegen diverse Hautkrankheiten hilft, wird nicht geröstet und hat eine hellere Farbe.

Das überlieferte Wissen um den Gesundheitswert des Arganöls bei Einnahme und in der Kosmetik ist Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Studien. Es zeigen sich dabei auch medizinisch interessante Ergebnisse, die beispielsweise die Anti-Aging Wirkung für die Haut erklären. Von größtem Interesse ist das beobachtete geringe Auftreten von Brustkrebs und Prostatakrebs bei Konsumenten von Arganöl.


.....zwischen Tradition und Moderne

Die Herstellung des Arganöls ist traditionelle Frauenarbeit und sein Verkauf häufig das einzige Einkommen der Berberfamilien. Arganöl ist national sehr beliebt und erzielt gute Preise. Einwanderer aus Marokko in Frankreich oder Israel wollten ihr Lieblingsöl nicht missen und machten es auch in ihrer neuen Heimat zu einem gesuchten Produkt. Inzwischen wird marokkanisches Arganöl in vielen Ländern der Welt angeboten.

Leider ist die Verfälschung mit billigen Speiseölen eine mögliche Folge seines hohen Wertes. Auch kann die Ausbeute des Öls durch weniger schonende thermische Pressverfahren oder gar die chemische Extraktion gesteigert werden, was zu Lasten der Qualität geht.

Unter traditionellen Bedingungen können wiederum die Hygiene und unterschiedliche Produktionsmethoden ein Problem für gleichbleibende Ölqualität sein. Auch werden Arganmandeln und Arganöl schnell ranzig.
Überall in Marokko wurden Frauenkooperativen gegründet, die tausenden Berberfrauen ein Einkommen aus Arganöl sichern. Es wird sehr viel unternommen um Arganöl höchster Qualität für den Export anbieten zu können und durch regelmäßige Qualitätskontrollen sicher zu machen.

Arganöl in deutschen Küchen - Gourmetöl und mehr

Arganöl eignet sich zum Braten und Kochen gleichermaßen gut und ist dabei mit Erdnuss- oder Sesamöl vergleichbar. Sein Gesundheitswert ist sehr hoch. Wegen seines hohen Marktpreises steht aber die Verwendungung als Gourmetöl im Vordergrund. Schon kleine Mengen verleihen Salaten, Suppen und Gebäcken ein unvergleichliches Aroma. Arganöl schmeckt hervorragend einfach pur zu Brot.

Botanik der Arganie

Der Arganbaum (Argania spinosa = Argania sideroxylon) gehört zu einer Pflanzenfamile, deren weltweit 900 - 1000 Vertreter fast alle in den feuchten Tropen beheimatet sind - die Seifenbaumgewächse oder Sapotaceae (1). Der Arganbaum ist in Südwestmarokko endemisch, hat also nur hier sein natürliches Verbreitungsgebiet. Er stammt aus Zeiten mit anderen, nämlich feucht-tropischen Klimabedingugen, die einstmals in der Westsahara herrschten. Der Arganbaum ist ein lebendes Fossil und hat sich an die trockenen Bedingungen bestens angepasst. Während ausgedehnter Dürreperioden wirft er seine Blätter ab (Bild links) und verharrt in Wachstumsruhe um bei besseren Bedingungen erneut auszuschlagen. Die Arganie wächst sehr langsam, kann aber hundert und mehr Jahre alt werden.

Herstellung von Arganöl

Das Arganöl wird, anders als Olivenöl, nicht aus dem Fruchtfleisch, sondern aus den nussartigen Kernen (Bild rechts) gewonnen. Zuvor wird das Fruchtfleisch entfernt - es dient Weidetieren - den Ziegen der Berber - als nährstoffreiches Futter. Dann werden die extrem harten Samen der Arganie aufgebrochen (Bild oben rechts). Das ist eine sehr schwere Arbeit. Die Schalen dienen als Brennmaterial. Im Inneren finden sich zwei bis drei weiße Kerne, (Bild rechts) ähnlich wie bei Mandeln.

Rösten und Ölpressen

Die Argan-Mandeln werden in traditionellen Verfahren über dem Feuer leicht geröstet (Bild links) und anschließend von Hand zu einer Paste vermahlen (Bild oben links). Das Öl wird anschließend mit warmem Waser herausgelöst. Die Haltbarkeit dieses Arganöls ist allerdings begrenzt. Der verbleibende Presskuchen (Bild rechts) ist sehr bitter aber immer noch wertvoll. Er kann zu Seife verarbeitet werden [1] oder wird an die Ziegen verfüttert, die im übrigen auch die Blätter der Bäume als Futtergrundlage nutzen. Eine Zweitpressung ergibt minderwertiges Öl.

Moderne Ölgewinnung

In modernen Verfahren wird Arganöl schonend in kleinen Schneckenpressen und ohne Zugabe von Wasser gewonnen. Dieses Arganöl ist von hoher Qualität und hat eine längere Haltbarkeit als traditionell von Hand erzeugtes [2]. So kann auch mildes wohlschmeckendes Arganöl aus ungerösteten Mandeln gewonnen werden. Die Qualitäten und die Deklaration von Arganöl sind gesetzlich klar geregelt (2). Natives Arganöl (Bild rechts) darf nur genannt werden, wenn die Extraktion traditionell oder rein mechanisch und schonend erfolgte, weil nur so Reinheit und Qualität erhalten bleiben.

Die Arganie - Ökologie eines Wüstenbaumes

Arganienwald erstreckt sich im küstennahen Süden von Marokko und im Hohen Atlasgebirge auf einer Fläche von 800 000 Hektar. Arganien verbessern die Fruchtbarkeit des Bodens und beschatten diesen. So können unter den vorherrschenden trocken-heißen Bedingungen andere Pflanzen im Schutz der Arganien wachsen. Doch das Ökosystem ist bedroht und die Arganienbäume vermehren sich nicht mehr weiter. Dies steht im Zusammenhang mit einer Übernutzung der Bäume für Brennholz und ihrer Blätter als Viehfutter. Grösstes Problem der Region sind jedoch ausbleibende Regenfälle. Zu wenig Regen ist auch hier eine Folgen der Klimaerwärmung, die in diesem sensiblen Gebiet am Rand der Wüste auf dramatische Weise spürbar wird.

Um Agadir und Essaouira wurde 1998 ein Biosphärenreservat der UNESCO zum Schutz des Ökosystems und Lebensraumes der Arganie eingerichtet. Hierher stammen die Arganfrüchte für das biozertifizierte Arganöl der Frauenkooperativen. Was dem Fortbestand der Arganie mehr als anderes helfen kann, ist eine neue Wertschätzung für dieses Produkt. Marktchancen und ein entsprechender Erlös für das traditionelle Arganöl der Berber machen die Pflege der Arganbäume und die Erhaltung der Wälder attraktiv.

Neue Bäume gegen die Wüste

Glücklicher Weise wurde der hohe ökologische Wert der Arganie als dürre- und salzverträglicher Baum auch in der Agrarforschung erkannt. In Israel erprobt man seit Jahrzehnten die Vermehrung und den Anbau der Arganie und hat inzwischen Erfolg dabei [3]. Hier weiß man, dass Bäume und Wälder in Wüstennähe die einzige Möglichkeit sind, Winderosion, das Verwehen des fruchtbaren Bodens und den Schaden, den Sandstürme an Kulturpflanzen anrichten, zu verhindern. Im ständigen Kampf mit der Wüste wurden besonders widerstandsfähige aber auch besonders ertragreiche Bäume ausgelesen und nun in Gartenanlagen ausgepflanzt [3].

Arganöl - Anti-Aging und Gesundheit

Ungesättigte Fettsäuren

Naturbelassenes, kalt gepresstes Arganöl senkt den Blutdruck, reguliert den Cholesterinspiegel und enthält Substanzen, die Herz-Kreislauferkrankungen vorbeugen helfen. Das Arganöl setzt sich zu 80 % aus ungesättigten und 20 % gesättigten Fettsäuren zusammen [4]. Die einfach ungesättigte Ölsäure ist mit über 45 %, enthalten die zweifach ungesättigte Linolsäure mit knapp 35 % [4]. Diese Zusammensetzung gilt nach jahrzehntelangen Studien als die gesündeste hinsichtlich dem Schutz vor Arteriosklerose.

Vitamin E

Der Vitamin E- Gehalt (Tocopherol-Gehalt) in Arganöl ist doppelt so hoch wie in Olivenöl. Vitamin E gilt als starker Radikalfänger und wirksames Antioxidationsmittel. Diese Wirkung schreibt man bislang dem alpha-Tocopherol zu. Es mehren sich aber Berichte, dass das gamma-Tocopherol, welches in Arganöl dominiert, einen stärkeren Schutz gegen freie Radikale und die Entwicklung bestimmter Krebsarten (Darmkrebs) im Körper entfaltet. Vitamin E ist effektiv gegen degenerative Erkrankungen und als Anti-Aging-Mittel, was naturbelassene Pflanzenöle zu den wertvollsten und gesündesten Lebensmitteln macht.

Phytosterole

Pflanzliche Sterole beziehungsweise Sterine sind aromatische Verbindungen. Die typischen Fettbegleitstoffe tragen dazu bei den Cholesterinspiegel zu senken. Auch gelten Phytosterole als wirksam gegen Darmkrebs. Auch in Arganöl sind Sterole enthalten, das Schottenol und das Spinasterol. Sowohl Schottenol als auch Spinasterol sind in der Wissenschaft als pflanzliche krebshemmende Substanzen bekannt. Arganöl enthält wie Olivenöl und Mandeln das ansonsten seltene Squalen, das vor Hautkrebs schützen kann.

Arganöl in der Kosmetik

In der traditionellen Medizin Marokkos wird Arganöl gegen unterschiedliche Hautkrankheiten verabreicht. Vielversprechend ist der Einsatz als Hautcreme gegen Falten und trockene Haut insbesondere bei starker Sonneneinstrahlung aber auch bei Kälte. Die Hautschutz-Wirkung von Arganöl ist wiederum auf die Tocopherole (Vitamin E) zurückzuführen, die zusammen mit den übrigen Polyphenolen für die gute Haltbarkeit des Öls sorgen.
Ebenfalls ins wissenschaftliche Interesse gerückt sind die pharmazeutischen Qualitäten des Fruchtfleischs und des Ölpresskuchens, der ebenfalls voller wertvoller Inhaltsstoffe steckt.

Arganprodukte


 

Anhang
(1) Sapotaceae: Die Vertreter der Pflanzenfamilie der Sapotaceae sind Bäume mit sehr hartem, wertvollem Holz. Alle Pflanzenteile führen Milchsaft und die Rinde kann zur Gewinnung von Latex angezapft werden. Bestimmte Arten liefern die Grundsubstanz für Kaugummi und das Guttapercha, einen Kautschukersatz. Sapotaceen wie die Große Sapote oder die Sapodilla, beide aus Südamerika, tragen wohlschmeckende tropische Früchte. Aus einigen Sapotaceen wird Öl gewonnen, wie beispielsweise im tropischen Zentralafrika die Shea-butter, die in der Kosmetik hochgeschätzt ist.
(2) Die Deklaration
Nativ ist gleichbedeutend mit engl. virgin und darf nur für Speiseöle verwendet werden, die ausschließlich durch mechanische Verfahren gewonnen wurden und die keine andere Behandlung erfahren haben als Waschen, Pressen, Dekantieren, Zentrifugieren und Filtrieren.

Quellen
[1] Handbuch der Nahrungspflanzen; Ben-Erik van Wyk; Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2005
[2] Influence of origin and extraction method on argan oil physico-chemical characteristics and composition, Miloudi Hilali et.al., Journal of Agricultural and Food Chemistry 2005.
[3] persönliche Mitteilung von Dr. Elaine Solowey, The Arava Institute for Environmental Studies, Israel.
[4] Lexikon der Lebensmittel und der Lebensmittelchemie, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 4. Auflage 2005


Ein typisches Erzeugnis der Berber:

Die Berber- oder Kaktusfeige

Andere trockenresistente Nahrungspflanzen aus Afrika:

Ananas
Cashew
Datteln
Mangos
Rooibos - Rotbuschtee aus Südafrika

Mehr über die Gesundheit von Ölen

Chia, vegetarischer Ersatz für Fischöl
Olivenöl
Kokosöl
Fett ist nicht gleich Fett - von Fetten, Ölen, Fettsäuren und Cholesterin