Chia-Saat
Salvia hispanica. L., Lamiaceae
von Stefanie GoldscheiderVorkommen und Beschreibung
Die mexikanische Salbei-Art Salvia hispanica ist im spanischen und englischen Sprachraum unter dem Namen Chia wohlbekannt. Chia war bereits ein traditionelles Lebensmittel und ein Heilmittel der mittelamerikanischen Indianer, der Azteken und Mayas. Chia wurde in präkolumbianischer Zeit im heutigen Mexiko angebaut - ähnlich wie Amaranth, Mais und Bohnen. Auch Heute werden die kleinen ölhaltigen Samen - die Chia-Saat - wieder weitverbreitet genutzt. Anders als unsere einheimischen Salbei-Verwandten ist Chia nicht frosthart. Chia wird heute in seiner Heimat Mexiko und Guatemala, in Argentinien und Peru angebaut. Es ist einjährig und wird ausgesät. Der Lippenblütler hat im Frühsommer weiße oder lilafarbene Blüten und ist eine Bienenweide. Danach entwickeln sich die kleinen gesprenkelten Samenkörner, die im Spätherbst gedroschen werden. Chia benötigt zur Ausreife eine lange Vegetationsperiode.
Verwendung:
Chia ist eine wohlschmeckende und sehr gesunde Ölsaat. Die Samen werden vielfältig als Zugabe zur Nahrung verwendet. Chia bildet mit Wasser eine gelartige, gelatinöse und klare Masse, die in Erfrischungsgetränken, Süßspeisen oder zum Andicken verwendet werden kann. Chia eignet sich als Beigabe in Gebäcke, Brote, Suppen, Kaltschalen oder Müsli. Die Quellfähigkeit der Chia-Samen ist erstaunlich, wodurch sie auch ein kalorienarmer Sattmacher sind.
Inhaltsstoffe:
Medizinisch von Bedeutung und zur Nahrungsergänzung geeignet ist Chia insbesondere durch den hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren, (die man aus Fischöl kennt), von über 20 %. Der Gesamt- Fettgehalt ist 30 %, der größte Anteil davon als essentielle Fettsäuren in Form der mehrfach ungesättigten Linolsäure und Linolensäure. Chia enthält über 20 % Proteine, über 30 % Ballaststoffe, 3-4 % Mineralstoffe, v.a. Kalzium. Magnesium und Eisen, Vitamine sowie weitere gesundheitsfördernde sekundären Pflanzenstoffe wie Flavonoide.
Fettsäuren gegen Bluthochdruck, hohen Cholesterinspiegel und Diabetes
In den letzten Jahrzehnten galten Nahrungsfette pauschal als Dickmacher und wurden aus vielen Lebensmitteln verbannt. Fettreduzierte Fertigprodukte, Magermilcherzeugnisse und fettarmes Fleisch kommen überall und weitverbreitet zum Einsatz. Aus der Evolutionsforschung weiß man, dass sich ohne fettreiche Nahrung niemals das menschliche Gehirn hätte entwickeln können. Unser Gehirn enthält sehr viel Cholesterin und Fett und hat eine hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren. Ohne Fett in der Nahrung hätten wir aber auch nicht unser hochentwickeltes Nervensystem und keine sportliche Leistungsfähigkeit. Auch das Hormonsystem basiert auf Nahrungsfetten. Die mehrfach ungesättigten Fettsäuren sind für uns unverzichtbar, ihr Fehlen führt zu Mangelerscheinungen und Krankheiten.
Paradox ist, dass gerade die Erkrankungen, die man mit erhöhten Blutfettwerten und Übergewicht in Verbindung bringt, allen voran die Herzkreislauferkrankungen, Herzinfarkt, Schlaganfall und Diabetes II, trotz fettreduzierter Lebensmittel und Diäten weiter zunehmen. Indes liegen klinische Beweise vor, die den vorbeugenden und heilenden Charakter von mehrfach ungesättigten Fettsäuren immer genauer verdeutlichen. Der Cholesterinspiegel, die Blutfettwerte und der Blutdruck können durch bestimmte Nahrungsfette gesenkt werden! Das Diabetes-Risiko, das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall sowie für Alzheimer und andere Demenzerkrankungen sinken mit dem Konsum gesunder Fettsäuren.
Dazu mehr in: Fett ist nicht gleich Fett!
Kalorien sagen nichts über den Nährwert aus!
Was uns dick, diabetisch und krank macht; ist heute das Fehlen von wertgebenden Nährstoffen. Zu lange wurden nur die Kalorien gezählt und wenige Kalorien gleichgesetzt mit gesunder Ernährung. Ungesund sind aus heutiger Sicht aber vielmehr die leeren Kalorien, Produkte die außer puren Kalorien wie sie in Zucker, Stärke und Fett enthalten sind, wenig anderes enthalten. Gesund sind Ballaststoffe beziehungsweise Quellstoffe, die Magen und Darm pflegen, sekundäre Pflanzenstoffe, die zur Krebsprävention, als Radikalfänger und zum Antiaging im Einsatz sind, Vitamine und Mineralstoffe für die Leistungsfähigkeit des ganzen Körpers. Besonders wichtig und vielfältig in ihren Funktionen sind die Fette, beziehungsweise die verschiedenen ungesättigten Fettsäuren. Chia enthält all diese wertgebenden Inhaltsstoffe sehr reichlich, ist ein starkes Antioxidationsmittel und das stärkste natürliche Quellmittel in Wasser und somit ein kalorienarmer und sehr gesunder Magenfüller. Chia-Saat schmeckt gut und kann in Joghurt, Salaten, Quarkspeisen, Müsli, Mixgetränken oder Gebäcken mitverwendet werden.
Chia und Omega-3: vegetarisch und wertvoll wie Fisch
Als besonders gesunde Fette gelten seit einiger Zeit Olivenöl und Rapsöl. Zur Nahrungsergänzung dienen aber auch Fischöle und einige diätetische Öle wie Nachtkerzenöl, Hanföl oder Leinöl. Bei diesen Ölen ist der Anteil der ungesättigten Fettsäuren hoch. Hinzu kommt ein hoher Gehalt an essentiellen mehrfach ungesättigten Fettsäuren und das gute Verhältnis aus Omega- 6-Fettsäuren (Linolsäure) zu Omega-3-Fettsäuren (Alpha-Linolensäure), das heute als gesundheitlich relevant bei vielen Prozessen im Körper gilt. Beide Fettsäuren sind essentiell, können vom menschlichen Körper nicht selbst hergestellt werden und müssen über die Nahrung aufgenommen werden. Chia ist ein vegetarischer Lieferant der ansonsten in Fischöl vorhandenen Omega-3-Fettsäure. Chia ist dafür die reichste pflanzliche Quelle, die heute bekannt ist und zudem eine ergiebigere als die meisten Fische! Die Größenordnung des Gehaltes an Omega-3-Fettsäuren (ω-3) in Chia entspricht der von fettem Fisch! In 5 Gramm Chia - ungefähr einem Teelöffel voll - ist der Tagesbedarf an ω-3-Fettsäuren enthalten! Chia weist ein Fettsäureverhältnis von Omega-6 zu Omega-3-Fettsäuren von 1:3 auf. Diese Ölsaat kann das in der heutigen Normalkost ungesunde Verhältnis der Nahrungsfette stark verbessern. Die wissenschaftlichen Nachweise für die gesundheitlichen Wirkungen der ω-3-Fettsäuren insbesondere zur Vermeidung von Bluthochdruck, Herz-Kreislauferkrankungen und Arteriosklerose legen eine verstärkte Aufnahme zur Vorbeugung und Therapie nahe.
Omega-3-Fettsäuren
Ernährungswissenschaft und Medizin favorisieren heute ein sehr enges Fettsäureverhältnis von
Die wichtigste pflanzliche Omega-3-Fettsäure heißt alpha-Linolensäure (ALA) und ist eine 3-fach ungesättigte langkettige Fettsäure. Sie beeinflusst zahlreiche Prozesse im Körper, die allesamt Herz-Kreislauferkrankungen und Arteriosklerose entgegenwirken. Im Einzelnen werden Blutfettwerte, Cholesterinspiegel und Blutdruck gesenkt, die Bildung von Plaques und Thrombosen gehemmt und die Durchblutung verbessert, allerdings auch die Blutungsneigung erhöht. Weiterhin wirken ω-3-Fettsäuren entzündungshemmend. Insgesamt kann durch ω-3-Fettsäuren das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall gesenkt werden. Die Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit steigt, was Ölsaaten wie Chia auch für Sportler interessant macht. Neueste Forschungsergebnisse zeigen nun auch positive Wirkungen durch Omega-3-Fettsäuren bei Patienten mit Depressionen und kognitiven Störungen, bei Kindern mit ADS sowie bei Senioren zur Behandlung von Alzheimer. Gesundheitlich interessante Fettsäuren in hoher Konzentration gibt es auch in Zedernnüssen und Zedernussöl.
Autorin: Stefanie Goldscheider
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Fett ist nicht gleich Fett - von Fetten, Ölen, Fettsäuren und Cholesterin
Quellen:
(1) Lexikon der Lebensmittel und der Lebensmittelchemie, Ternes et. al. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart. 4. Auflage 2005
(2) Mehr Fett - Warum wir mehr Fett brauchen um gesund und schlank zu sein. Ulrike Gonder und Nicolai Worm. Systemed Verlag 2010
(3) Ernährungsmedizin, nach dem Curriculum Ernährungsmedizin der Bundesärztekammer. Biesalski et. al. Thieme Verlag, 4. Auflage 2011
(4) Taschenatlas Ernährung, Hans Konrad Biesalski, Peter Grimm, Thieme Verlag Stuttgart, 5. Auflage 2011