Bambus
Asiatische Pflanzen und Gärten
von Stefanie GoldscheiderTausendsassa Bambus - Ökologie und Nutzen
Herkunft und Botanik von Bambus
Bambus bezeichnet lange, elastische und doch extrem harte, bis zu 40 Meter hoch wachsende, tropische Waldpflanzen. Die artenreiche Gruppe der Bambusgewächse gehört zur weltweit verbreiteten und für die Menschheit überaus nützlichen Pflanzenfamilie der Gräser (Poaceae oder Gramineae) (1). Botanisch handelt es sich bei Bambus um etwa 1500 Arten aus ungefähr 50 verschiedenen Gattungen, die mit Ausnahme Europas auf allen Kontinenten heimisch sind. Allein 500 Bambusarten kommen in China vor.
Bambus als Bauholz und Delikatess-Gemüse
Bambusarten übertreffen die anderen Gräser in ihrer allumfassenden Nutzbarkeit. Die jungen Triebe (Bild rechts) werden als Bambussprosse wie Gemüse gegessen und beschäftigen für diesen Zweck große Industriebetriebe. Bambusrohr, also die verholzten Halme von Bambus, dienen dem Bau von Wasserleitungen, Booten, Möbeln und Instrumenten, einfachen Häusern und modernen, repräsentativen Gebäuden. Bambus wird handwerklich zu dekorativen Dingen und industriell zu edlem Parkett verarbeitet. Es ist härter und maßhaltiger als anderes Echtholz-Parkett und deswegen besonders belastbar. Wegen des schnellen Wachstums von Bambus hat Bambus-Parkett eine besonders gute Ökobilanz.
Energieträger und Biomasselieferant Bambus
Als grüne lebende Pflanze bildet Bambus Wälder und Windschutzhecken, hält tropischen Wirbelstürmen - den Taifunen stand, begrünt und befestigt Hänge und Ufer.
Die heute weltweit drängenden Probleme wie die Verminderung der CO2 Emissionen, die Errosionsbekämpfung, die Aufbereitung von Abwasser, die Bereitstellung von Biomasse zur Energie- und Papiererzeugung sind auch mit Hilfe von Bambus zu lösen. Die extrem schnellwüchsigen Bambusarten sind dabei produktiver als Wald und eignen sich für besondere Standorte. Allerdings ist auch Bambus durch unkontrollierten Einschlag (Bild links) inzwischen gefährdet.
Auch außerhalb gärtnerischer Ambitionen ist also ein starkes Interesse an Bambus gegeben und Forschung und Züchtung zur Neueinführung von Bambussorten haben entsprechend unterschiedliche Ziele.
Bambus im Garten
Bambusarten sind faszinierende Gewächse. Zur Entfaltung ihrer Schönheit benötigen sie ausreichend Wärme und Wasser sowie einen nährstoffreichen Boden. Der Zierwert von Bambus beruht auf ihren dekorativen Halmen und Blättern. Für Gärten und den Landschaftsbau in Deutschland sind winterharte Arten und Sorte aus verschiedenen japanischen und chinesischen Gattungen wie beispielsweise Sasa, Fargesia oder Phyllostachys interessant. Als Balkon- oder Zimmerpflanzen eignen sich kleinwüchsige Bambusarten.Bambus-Halme
Bambus bildet schlanke, stabile, hochwachsende Halme, die von der Basis bis zur Spitze gleich dick sind. Ringförmige Knoten und hohle Stängelabschnitte im Wechsel bauen die Rohre auf. Aus jedem Knoten können Blätter oder Seitentriebe wachsen (Bild links).
Die Halme sind je nach Art auffällig gefärbt (Bild rechts). Sie können glänzend grün, gelb, rot oder fast schwarz sein, sie erscheinen mehrfarbig, apart gestreift, verdreht wachsend und mit oder ohne Hüllblatt. In Europa gartenwürdige, also winterharte Bambusarten haben Halme von unter 60 cm bis über 15 Metern Höhe und Durchmessern von nur wenigen Millimetern bis 10 und mehr Zentimetern. In Relation zu ihrer Länge betrachtet sind die Bambushalme sehr dünn und wirken graziös bis majestätisch.
Bambus-Blätter
Die immergrünen Blätter der Bambusarten sind ebenso dekorativ wie die spektakulären Rohre. Das helle Grün im Licht schimmernder und im Wind spielender Blätter erzeugt Leichtigkeit und Frische sowie schöne Kontraste zum Dunkelgrün anderer immergrüner Pflanzen. Unterschiedliche Formen und Größen, genauso wie Panaschierung der Blätter sind in vielen Gartenzusammenhängen attraktiv. Es gibt kleinblättrige Arten mit bis zu 100 000 Einzelblättern je Halm und großblättrige Arten, die wie Palmen wirken. Die Blätter der meisten Bambus-Arten sind eher lang und schmal, wie bei Gräsern zu erwarten, doch gibt es auch besonders exotisch wirkende, breite Blätter.
Sonnen- oder Schattenseite? Bambus unterirdisch
Erwünschte Eigenschaften bei Biomasse-, Weide- und Nahrungspflanzen sind Robustheit, rasche Vermehrung und schnelle Besiedelung von Flächen. Solcherlei Wüchsigkeit macht insbesondere Gräser (1) mancherorts zu lästigen Unkräutern - man denke an die Gartenquecke mit ihren unterirdischen Ausläufern. Auf diese Weise verbreiten sich viele Bambusarten und können nur mit gärtnerischen Tricks in Zaum beziehungsweise im Zaun gehalten werden. Es gibt aber auch Bambusarten, die nur wenige Ausläufer treiben und solche die es gar nicht tun, sondern sogenannte Horste bilden. Diese Bambusarten wuchern nicht und ärgern nicht den Nachbarn.
Wo man wie welche Bambusart pflanzen sollte und wie man sie wieder los werden kann, ist entscheidend für viel Freude daran und wird in der Fachliteratur beschrieben.
Anhang:
(1) Gräser sind für die Ökologie der Erde und für die Menschheit von unvergleichlicher Bedeutung. Praktisch alle Kulturen ernährten und ernähren sich von den stärkereichen Samen der Gräser, ob diese nun Weizen, Mais, Reis oder Hirsearten sind. Daneben beweiden unsere wichtigsten Nutztiere Gras, das überall gedeihen kann, Dürrezeiten und harte Winter übersteht und nach Feuer wieder austreibt. Wir gewinnen Zucker aus dem Zuckerrohr, einer anderen tropischen Grasart. Tropische Gräser, so auch Bambus, wachsen besonders schnell und bilden schneller Biomasse als alle anderen Landpflanzen.
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