4. Wein

- Inhaltsstoffe und Gesundheitswert

Von Stefanie Goldscheider

Weingenuss und langes Leben

Neben der bestechenden Geschmacksvielfalt und dem vielschichtigen, oft betörenden Bukett des Weines, erfreuen den Weinliebhaber zusätzlich die gesundheitlichen Aspekte. Natürlich enthält Wein Alkohol und sollte stets in Maßen konsumiert werden. Der regelmäßige aber moderate Weingenuss ist hingegen aus gesundheitlicher Sicht für gesunde Erwachsene empfehlenswert. Es gibt zahreiche zuverlässige Untersuchungen über die Herz und Kreislauf stärkende und damit auch lebensverlängernde Wirkung des Weingenusses. Die Rate der Herzinfarkte und Hirnschläge ist bei Weintrinkern nachweislich geringer, die Lebenserwartung höher. Es scheint sich inzwischen auch zu zeigen, dass Krebs, Demenzerkrankungen und Nierenleiden bei Weintrinkern seltener auftreten.

Wein ist ein Bestandteil der Mittelmeerdiät, die uneingeschränkt gesund ist und allgemein empfohlen wird. Gesundheit und ein langes Leben trotz fettreicher Ernährung beschreibt auch das "französische Paradoxon". Obst, Gemüse, Olivenöl sowie einige Gläser Rotwein am Tag enthalten jede Menge bioaktive Substanzen in Form der pflanzlichen Polyphenole, die man allgemein zur Gruppe der Tannine oder Gerbstoffe zählt.



Polyphenole und Anthocyane - die OPC's

Im Rotwein sind mehr Polyphenole (Tannine) enthalten als im Weißwein. Wie man heute weiß, sind aber die Polyphenole im Weißwein effektiver bei der Herabsetzung des Infarktrisikos. Ein Unterschied in der Wirksamkeit zwischen Rot- und Weißwein besteht also nicht unbedingt. Eine Hauptrolle für die Gesundheit spielen auch Anthocyane, die Farbpigmente in blauen und roten Früchten, also blauen Trauben. Anthocyane (Anthocyanidine und Proanthocyanidine) sind in besonders hoher Konzentration im Rotwein enthalten. Die durchschnittliche tägliche Aufnahme von Anthocyanen der Deutschen wird auf nur 2,7 mg geschätzt. In einem kleinen Glas Rotwein ist jedoch bereits das 10-fache davon enthalten.

Wegen ihrer großen Bedeutung für die Gesundheit werden heute extrahierte Anthocyane unter der Bezeichung OPC (=oligomere Procyanidine) als Nahrungsergänzungsmittel beziehungsweise Antioxidantien verkauft. Diese OPC's werden aus Weintrauben hergestellt.

Wer lieber keine Pillen oder Kapseln schlucken möchte, dem Körper aber reglemäßig und alkoholfrei OPC's zuführen will, für den gibt es basenreiches Konfekt aus Datteln, Traubenkernmehl und Sultaninen (Bild rechts) zum gesunden Naschen.



Traubenkernmehl

OPCs sind auch in den bei der Weinpressung anfallenden Traubenkernen enthalten. Natürliches Traubenkernmehl mit seinem Reichtum an Antioxidantien kann ebenfalls als Nahrungsergänzungsmittel verwendet werden. Sein Gehalt an Kalzium, Magnesium und Eisen sowie an Ballaststoffen ist ebenfalls sehr hoch. Traubenkernmehl kann beispielsweise zur Aufwertung in Brot- und Backwaren oder Saucen als Zusatz verwendet werden. Ein Teelöffel davon deckt den geschätzten Tagesbedarf an antioxidativ wirkenden Anthocyanen.


Traubenkernöl

Aus den bei der Weinbereitung anfallenden Traubenkernen kann bei schonender Kaltpressung ein hochwertiges und delikates Speiseöl erzeugt werden. Wegen der sehr geringen Ausbeute ist es exklusiv und teuer. Es darf nicht mit extrahiertem und völlig geschmacksneutralem Traubenkernöl verwechselt werden. Natives Traubenkernöl kann gelb bis grün gefärbt sein und schmeckt süß bis leicht bitter, ein bisschen nach Trauben. Es hat den höchsten Gehalt an Linolsäure und ausserdem viel besonders wertvolles alpha-Tocopherol, das Vitamin E mit der höchsten biologischen Wertigkeit. Vorzüglich schmeckt Traubenkernöl zu Käse. Es kann in der kreativen Küche vielseitig eingesetzt werden und verleiht Salaten, Omelettes und Fleisch beim milden Braten eine besondere Note.



Im Wein ist Wahrheit und Alkohol

Die Empfehlungen zum Weinkonsum aus Ernährungswissenschaft und Medizin werden in neueren Veröffentlichungen stets höher angegeben als in älteren. Inwischen gelten tägliche 0,3 Liter Wein für Frauen und 0,4 Liter Wein für Männer als gesundheitsfördernd und unbedenklich. Autofahren sollte man damit allerdings nicht mehr. Übrigens werden in Deutschland nur 24 Liter Wein pro Kopf und Jahr getrunken, noch nicht einmal halb soviel wie in Frankreich.





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