Pfeffer - mehr als nur Würze
von Stefanie GoldscheiderTeil 8. Pfefferpflanzen mit außergewöhnlicher Nutzung
Einige Pfefferarten und die jeweils verwendeten
Pflanzenteile unterscheiden sich in ihrer Nutzung vom aromatischen und
scharfen Gewürz Pfeffer so grundlegend, daß ihnen hier ein
eigenes Kapitel gewidmet ist. Auch bei Schwarzem
Pfeffer, oder Cayennepfeffer, besonders
aber bei Kubebenpfeffer und Mönchspfeffer, sind neben der Eignung
zum Würzen auch medizinische Wirkungen von Bedeutung. Bei weiteren
Pfefferarten können andere Pflanzenteile als die Samen oder Früchte
zum Würzen verwendet werden, so auch bei Szechuanpfeffer
oder Mohrenpfeffer. Doch Betelpfeffer, Rauschpfeffer und Wasserpfeffer haben ausschließlich andere Verwendung, als
die eines Gewürzes zum Pfeffern.
Betelpfeffer (Piper betle)
Der Betelpfeffer ist eine immergrüne,
windende Pflanze mit roten Beeren, die aus Indien stammt. Seine Verwendung
ist sehr alt, seine Bedeutung in Süd- und Südostasien überragend.
Das Konsum- und Handelsprodukt, sowohl für die medizinische Verwendung
als auch als Genußmittel, sind die Blätter und nicht die Früchte.
Im sozialen Leben erfüllt der Betelpfeffer eine mit Kaffee, Alkohol
oder Zigaretten vergleichbare Funktion. Die grünen, herzförmigen
und im Unterschied zu den anderen Piperaceen
glänzenden Blätter werden entweder frisch gekaut oder als Tee
aufgebrüht. Die wichtigste Zubereitung ist aber der berühmte
Betelbissen. Dieser Betelbissen enthält neben einem unversehrten und frischen Betelblatt
noch eine Betelnuß - die Frucht der Betelpalme (und nicht des Betelpfeffers) - und gelöschten
Kalk. Die medizinischen Wirkungen des Betelpfeffers sind
auf vielfältige Weise gesundheitserhaltend. Er gilt vor allem als
stimulierend auf die Wahrnehmung aber auch auf das Immunsystem. Die scharfe
Komponente Piperin aus anderen Pfefferarten ist nicht enthalten, dafür
aber ätherische Öle und zahlreiche andere Wirkstoffe. International
zählen Betelblätter zu den Lebensmitteln und unterliegen nicht
den Arzneimittelgesetzen.
Genaueres darüber in: Enzyklopädie
der psychoaktiven Pflanzen
Rauschpfeffer, Kava-Kava (Piper methysticum)
Diese aus Polynesien und Melanesien stammende Pfefferart mit großen
herzförmigen Blättern bildet einen mächtigen Wurzelstock
aus. Die Einwohner Polynesiens stellen daraus ein berauschendes Getränk
her, das zu Zeremonien und rituellen Anlässen getrunken wird. Heute
ist der Konsum von Kava-Kava im Pazifischen Raum eine Alternative zum Alkoholkonsum
und als legales Rauschmittel entsprechend beliebt.
Dazu mehr in der Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen
Wasserpfeffer (Polygonum hydropiper)
Wasserpfeffer (Bild links) ist ein Knöterichgewächs (Polygonacea) und wächst, wie schon der Name sagt, an sehr feuchten Standorten. Er ist weltweit verbreitet. Samen und Blätter des Wasserpfeffers sind scharf aber ohne eigenes Aroma. Sie enthalten wie auch der Tasmanische Pfeffer Polygodial als Schärfeprinzip. In der Japanischen Küche sind die frischen Blätter zum Würzen und Verzieren von Fischgerichten, Suppen, Salaten und Sushi beliebt. Auch medizinische Wirkungen werden beschrieben.
Von den meisten Pfefferpflanzen werden überall in den Herkunftsländern
die frischen Blätter und andere Pflanzenteile als schärfende
Mittel neben den Samen verwendet. Da Wasserpfeffer auch bei uns wild wachsend
heimisch ist, kann er als Würzmittel einmal ausprobiert werden, selbstverständlich
nur nach sorgfältiger Bestimmung!
Referenzen zur exakten Bestimmung von Pflanzen: Pflanzen
bestimmen mit dem PC und Schmeil-Fitschen
- Die Flora von Deutschland interaktiv
Afrikanischer Pfeffer, Anispfeffer, Bengalischer Pfeffer, Betelpfeffer, Brasilianischer Pfeffer, Cayennepfeffer, Grüner Pfeffer, Guineapfeffer, Jamaikapfeffer, Kubebenpfeffer, Langpfeffer, Meleguetapfeffer, Mönchspfeffer, Mohrenpfeffer, Nelkenpfeffer, Paradieskörner, Piment, Rauschpfeffer, Rosa Pfeffer, Roter Pfeffer, Sichuan- oder Szechuanpfeffer, Schwarzer Pfeffer, Tasmanischer Pfeffer, Wasserpfeffer, Weißer Pfeffer, Zitronenpfeffer
Buchtipps:
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