Grüner Tee - Gesundheit und Wirkung

von Stefanie Goldscheider

Tee - eine traditionelle Heilpflanze

Teepflücker

Tee besteht aus den jungen Blättern und Blattknospen einer einzigen Pflanzenart mit dem wissenschaftlichen Namen Camellia sinensis. Das traditionelle Naturprodukt enthält einige hundert verschiedene Inhaltsstoffe. Der Kaloriengehalt ist dabei praktisch gleich null. Grüntee gilt als eines der gesündesten Lebensmittel überhaupt. Die für die gesundheitlichen Effekte verantwortlichen Substanzen des Tees sind heute teilweise erforscht. Am bedeutendsten sind die Catechine. Auch westliche Wissenschaftler empfehlen Grüntee heute als Lebensmittel zur Prävention schlimmer Krankheiten.

Über Jahrtausende wurde Grüntee in China nur als Heilpflanze genutzt. Viele Wirkungen waren schon damals offensichtlich und die lange Erfahrung zeigte immer weitere positive Effekte. Aus einem Medizinbuch der Tang-Dynastie von vor über 1000 Jahren stammt die Beschreibung, dass Tee alle Krankheiten heilt. Heute wissen wir, dass es auch Leiden gibt, bei denen Grüntee nicht hilft! Die Liste der Anwendungen für Tee, zur Vorbeugung oder Heilung, ist dennoch lang und beeindruckend. Besonders augenfällig - auch für die westliche Medizin - ist das weit geringere Auftreten vieler Arten von Krebs in Japan, China und anderen asiatischen Ländern, in denen in großen Mengen Grüntee getrunken wird.

Grüntee-Inhaltsstoffe

Tee variiert in seinen Inhaltsstoffen je nach Teegarten und Pflückung. Boden und Düngung, Höhenlage, Sonneneinstrahlung und Wärme sowie Jahreszeit und das Alter der Blätter haben starken Einfluss auf die Blattzusammensetzung. Auch gibt es Teekultivare mit besonderen Substanzen. Gewichtige Unterschiede des Gesundheitswertes und des Geschmacks entstehen zusätzlich durch die Verarbeitung der Teeblätter. Wegen der Problematik von Rückständen aus Pestiziden und Düngemitteln ist es sinnvoll, nur Grüntee aus kontrolliert biologischem Anbau zu verwenden.

Grüntee-Catechine

Extraktreicher Halbschattentee

Catechine sind Bitterstoffe aus Pflanzen. Im Grüntee bestehen 30 bis 40 % der trockenen Blattmasse aus Catechinen. Im Schwarztee sind die Catechine durch die Fermentation weitgehend zerstört (Tabelle 1). Catechine dürfen nicht mit Gerbstoffen (Tannine) verwechselt werden. Bitterstoffe und Gerbstoffe zählen dennoch beide zur Klasse der Polyphenole. Man kennt heute mehr als 4000 verschiedene Polyphenole, viele davon in Heilpflanzen. Für die Pflanze spielen diese komplexen Substanzen eine ähnliche Rolle wie für uns das Immunsystem: sie bekämpfen Krankheitserreger aller Art: Pilze, Viren und Bakterien. Catechine kommen bei den meisten Nahrungsmitteln nur in geringsten Konzentrationen vor.

Epigallocatechine

Benifuuki No 1 und No 2Unter allen Catechinen macht das Epigallocatechin-Gallat (EGCG) am meisten von sich reden, weil es sich als sehr wirksam in der Prävention verschiedener Krebserkrankungen erweist. EGCG findet sich ganz besonders reichlich in den hochwertigen japanischen Grüntees wie Sencha, Matcha und Gyokuro. Der Teekultivar, der die meisten EGCG enthält ist aber der Benifuuki. Obendrein enthält Benifuuki (Bild links: verschiedene Benifuuki-Teesorten) das besonders effizient wirksame EGCG3, das methylierte Epigallocatechingallat, das in anderen Teekultivaren weit weniger enthalten ist. Es gilt als besonders stark präventiv wirksam vor Krebserkrankungen.

Antioxidativ gegen Arteriosklerose, Herzinfarkt und Alzheimer

Catechine sind Antioxidantien mit allen positiven Funktionen von Antiaging-Mitteln. Sie schützen die Haut vor Schäden durch UV-Strahlung und wirken der Hautalterung entgegen. Matcha Schale Sie tragen zur Cholesterinsenkung bei beziehungsweise verhindern die Bildung des schlechten LDL-Cholesterins. Catechine vermindern damit die Bildung von Plaques und Arteriosklerose. Sie schützen vor Arterienverkalkung und koronaren Herzkrankheiten. Catechine senken das Risiko von Herzinfarkt und Schlaganfall erheblich. Es gibt sogar wissenschaftliche Studien, die Hinweise auf eine Wirksamkeit von Grüntee zur Vorbeugung der Parkinson-Krankheit und Alzheimer geben. Auch diese Befunde werden mit der antioxidativen Wirkung der Catechine erklärt. Catechine helfen dabei zu verhindern, dass freie Radikale Schaden an Gehirnzellen anrichten.

Antimikrobiell gegen Infektionen, Wunden und Grippe

Schwarztee und Grüntee sind altbewährte Hausmittel bei Magen-Darminfekten und Erkältungskrankheiten sowie Grippe. Tatsächlich hemmen Catechine einige Durchfall verursachende Bakterien wie Salmonella Clostridium und Bacillus. Anders als Antibiotika zerstören die Tee-Catechine dabei nicht die natürliche Darmflora. Eine Erklärung für die Tatsache, dass Tee bei Menschen keine Giftigkeit entfaltet, obwohl er potente Wirkstoffe beispielsweise auch gegen Krebs enthält, ist die sehr lange Zeit der gemeinsamen Evolution von Menschen und Tee.

Auch vor der Ausbreitung von Erkältungs- und Grippeviren sowie Herpes simplex können Catechine schützen, wenn Tee in den Anfangsstadien eingenommen wird. Äußerlich wird Tee zur Behandlung infektiöser Wunden angewendet, denn die Polyphenole sind keimtötend gegen pathogene Viren, Bakterien und Pilze.

Vorbeugung gegen Krebs

Mittel gegen Krebs oder zumindest zur Vorbeugung vor den häufigsten Krebsarten wie Leukämie, Haut-, Lungen-, Speiseröhren- Magen- und Darmkrebs, Brust- und Prostatakarzinom werden überall auf der Welt gebraucht und gesucht. Statistiken sprechen allerdings eine deutliche Sprache. Was das Risiko an Krebs zu erkranken angeht, sieht es für Europäer und US-Amerikaner, genauso wie für Australier, sehr schlecht aus. Japaner erkranken viel seltener an Dickdarm- Lungen, Gebärmutter-, Brust- und Prostatakrebs. Viele Lebensmittel, die in Asien täglich konsumiert werden, gehören zu den bekanntermaßen krebspräventiven Nahrungsmitteln, so beispielsweise Shiitake, Soja, Kurkuma, Kohlgemüse und Knoblauch. Auch Grüntee ist eines davon. Die Mechanismen seiner bestätigten Wirksamkeit wurden und werden in ungezählten wissenschaftlichen Studien untersucht. Sicher scheint demnach vor allem eines zu sein - die Effekte des Grüntees sind vielfältig. Grüntee-Wirkstoffe greifen in unterschiedliche Prozesse ein und sind deswegen präventiv, also zur Vorbeugung, wichtig. EGCG und ganz besonders EGCG3 scheint darüber hinaus aktiv das Wachstum von Tumoren zu bremsen.

Grüntee gegen Allergien und Heuschnupfen

Die alte japanische Teepflanze "Benifuuki" hat einen sehr eigenen Geschmack, geprägt von ätherischen Ölen. Daneben bildet dieser krankheitsresistente Teekultivar besonders viele der seltenen Catechine (EGCG) in den Blättern. Im Fokus der AllergoloBenifuuki Tee gegen Allergien und zur Krebspräventiongen steht das EGCG3"Me (Epigallocatechin-3-O-methyl-Gallat). Es ist in modernen Teekultivaren kaum enthalten und fehlt in Schwarztee völlig. Für Pollenallergiker mit den typischen Symptomen bei Heuschnupfen von Juckreiz bis Schwellung und Entzündung der Augen und Nase könnte Benifuuki-Tee Erleichterung in der Heuschnupfenzeit bringen. Bei der in Japan weit verbreiteten Pollenallergie gegen Kiefern können die allergischen Syptome durch Tee aus Benifuuki nachweislich gelindert werden. Optimale Effekte wurden erzielt wenn Benifuuki 6 Wochen lang vor Ausbruch der Pollenallergie regelmäßig getrunken wurde.

Mineralstoffe und Spurenelemente

Bei allen Teesorten, ob Grün- oder Schwarztee, sind die Gehalte an Mineralstoffen und Spurenelementen hoch (Tabelle 1). Allerdings kann durch die Tee-Gerbstoffe die Aufnahme beispielsweise von Eisen beeinträchtigt werden. Zur Eisenversorgung trägt Tee (wie auch Kaffee) also nicht bei und sollte bei Eisenmangel lieber zwischen den Mahlzeiten als dazu getrunken werden.

Fluorid, das den Zahnschmelz härtet und in Kombination mit anderen Teebestandteilen präventiv gegen Karies wirkt, findet sich hingegen kaum in anderen Lebensmitteln. In Tee beziehungsweise dem Teeaufguss ist Fluorid in wirkungsvollen Konzentrationen enthalten. Das Fluorid gelangt beim Trinken direkt an Zahnschmelz und Zahnhals sowie in den gesamten Mund- und Rachenraum. Fluorid und die Grüntee-Polyphenole wirken präventiv gegen Parodontose und machen Tee zu einem Mittel für die Mundhygiene.

Von großer Bedeutung für die Gesundheit sind aber auch solche Spurenelemente, die im Körper als Antioxidantien wirken oder Enzyme steuern, die ihrerseits wichtig für das Immunsystem und für den Stoffwechsel sind. Beispiele dafür sind Selen und Zink aber auch Chrom und Mangan. Letztere werden als entscheidend für den Kohlenhydrataushalt angesehen und könnten eine wichtige Rolle bei Diabetes spielen.

Für Mikronährstoffe ist Tee eine gute Quelle. Matcha ist für alle gesunden Inhaltsstoffe des Teeblattes eine überragende Quelle, denn die wertbestimmenden Substanzen werden nicht mit den Teeblättern weggeworfen, sondern in feinst vermahlener Form mitgetrunken. Deswegen haben sogar Pralinen (Bild oben) und grüne Schokolade (Bild rechts) aus Grünteepulver gesundheitlichen Wert.

Vitamine

Die jungen Teeblätter im Frühjahr enthalten besonders viel Vitamin C, das in Grüntee dank der sehr schnellen Verarbeitung erhalten bleibt, wogegen es in Schwarztee komplett zerstört wird (Tabelle 1). Auch Karotin bleibt vor allem im Grüntee erhalten, nicht aber im Schwarztee. Beide Vitamine bleiben auch nach der Zubereitung mit nur 50 bis 60 ° warmem Wasser, wie bei Matcha und edlem Kabusecha üblich, erhalten. Vitamin C ist in Japan ein Indikator für beste frische Teequalität, denn durch falsche Lagerung und Sauerstoffzutritt nimmt der Gehalt dieses starken natürlichen Antioxidationsmittel ab. Höchste gemessene Gehalte finden sich in Tenbu Fuka, Tenbu, Soshun, Tenko und Kabuse No 1.

Effekte durch das Koffein

Stimulation und Regeneration

Grüntee Kaubonbon

Tee hat - anders als Kaffee - eine langsamer einsetzende aber länger anhaltende anregende Wirkung durch das Koffein (Coffein 2) (früher Thein, Teein). Die Koffeinmenge in Grünteee ist abhängig von der Teesorte und schwankt zwischen sehr wenig und 5 % [2]. Koffein ist psychoaktiv und bei normaler Dosierung ein Stimulanz des Zentralnervensystems. Grüntee hebt Ermüdungserscheinungen auf und macht über Stunden wach und klar im Kopf. Koffein verkürzt die Reaktionszeit. Es fördert die geistige Leistungsfähigkeit, die Konzentrationsfähigkeit und die Wahrnehmung. Koffein macht aber auch warm, was die wohltuende Wirkung nach Erschöpfung erklärt. Erst bei höheren Dosierungen von Koffein steigt der Blutdruck. Bei übermäßiger Dosierung kann Schwindel eintreten.

Leistungssteigerung und Sport

Tea to eat - Grüntee zum Essen

Koffein regt die Atmung und die Herztätigkeit an. Auch der Stoffwechsel wird angeregt und die Blutgefäße erweitern sich [2]. Koffein bewirkt einen Fettabbau aus dem Fettgewebe des Körpers. Die frei werdenden Fettsäuren stehen bei trainierten Menschen für körperliche Ausdauerleistung zur Verfügung. Die wärmende Wirkung des Koffeins ist nach Verausgabung und gegen das einsetzende Frieren vielen Sportlern eine Hilfe zur Regeneration. Grüntee-Bonbons und Grüntee-Schokolade sind ideale und schnelle Energielieferanten für unterwegs. Koffein ist in hoher Dosierung ein Dopingmittel, das bei Missbrauch allerdings auch zu Abhängigkeit und bei Entzug zu Kopfschmerz führen kann. Hohe Dosierungen von Koffein oder das Trinken von zu viel Grüntee auf einmal führen zu Zittern und Blutandrang im Kopf.

Hilfe beim Abnehmen

Durch die Anregung des Atemzentrums und den gesteigerten Grundumsatz sowie die wärmende Wirkung nach dem Genuss von Tee, werden mehr Kalorien verbrannt, was allein schon eine Hilfe beim Abnehmen sein kann. Besonders in Kombination mit körperlicher Aktivität, während der die freigesetzten Fettsäuren verbraucht werden, können gesunde und trainierte Menschen abnehmen. Darüber hinaus ist guter Grüntee ein Lieferant von lebensnotwendigen Mineralstoffen und Vitaminen, die bei Fastenkuren leicht in Mangel geraten. Auch die stimulierende und psychoaktive Wirkung ist ein positiver Effekt bei Reduktionsdiäten.


Theanin - eine seltene Aminosäure im Tee

Theanin darf nicht mit Thein beziehungsweise Koffein verwechselt werden. Der bekannte Muntermacher ist mit der Aminosäure Theanin, die praktisch nur in der Teepflanze Camellia sinensis vorkommt, chemisch nicht verwandt. Theanin wirkt dennoch gemeinsam mit Koffein. Auch Theanin fördert die Aufmerksamkeit, die Reaktionsschnelligkeit und wirkt der Ermüdung entgegen. Theanin ist an den sehr ausgeprägten Wirkungen guten Grüntees beteiligt - im Zusammenspiel mit Koffein und als sein Gegenspieler. Die kognitive Wahrnehmung und die Merkfähigkeit wird verbessert. Theanin mindert die negativen Auswirkungen des Koffeins, es fördert die Entspannung und vermindert Stresssymptome. Theanin gilt als Stimmungsaufheller und Angstlöser [1]. Darüber hinaus erregt Theanin heute als Schutzstoff für Nervenzellen im Gehirn wissenschaftliches Interesse. Die Aminosäure scheint vielversprechend im Kampf gegen Alzheimer, Parkinson und Schlaganfall zu sein.

Als freie Aminosäure ist Theanin geschmacksbildend in den hochwertigsten japanischen Grüntees, insbesondere in Schatten- und Halbschattentees der ersten frühen Pflückung, also in Gyokuro, Kabusecha und Matcha. Der Theaningehalt steht in direktem Zusammenhang mit dem Pflückzeitpunkt.

in 100 Gramm Tee Grüntee
Schwarztee

Protein
- freie Amninosäuren
     - Theanin

15 - 20 (30 % in Matcha und Gyokuro)
1 - 5 % ( viel in Matcha, Kabusecha u. Gyokuro)
0 - 2500 mg (viel in früh gepflückten Tees)
20 %
Ballaststoffe 30 - 40 % (besonders wenig in Matcha und Gyokuro) 30 - 40 %
Mineralstoffe und
Spurenelemente, u.a.:

- Kalzium
- Magnesium
- Phosphor
- Eisen
- Aluminium
- Fluor
- Selen
- Zink
- Chrom
- Mangan
klammer3 - 7 % klammer5 %
Vitamine
- Carotinoide
- Vitamin C
- Vitamin B, E, Niacin

12 - 30 µg
60 - 400 mg (besonders viel in Kabusecha)
10 mg

0,9 µg
0
10 mg
Koffein 1 - 5 % bis 3,5 %
Polyphenole
- Catechine
- EGCG



25 bis 40 %
1 - 6 % (besonders viel in hochwertigen japanischen Grüntees)
20 bis 30 % (oxidiert)
3 - 10%
0

Tabelle 1: Inhaltsstoffe in Tee, verschiedene Quellen


Tee ist bis heute eine überaus bedeutsame Heilpflanze der Traditionellen Chinesischen Medizin TCM und des indischen Ayurveda. Nach Jahrtausenden ist Grüntee nun dabei auch im Westen eine anerkannte Heilpflanze zu werden. Alle Teetrinker wissen ohnehin, dass Tee wärmt oder erfrischt, belebt oder beruhigt - je nachdem. Die richtige Zubereitung von Grüntee, besonders aber sein wahrer Genuss, erfordern allerdings etwas Ruhe und Erfahrung.

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>>> weiter zum 4. Teil: Grüntee- Zubereitung



Anhang und Quellen

(2) Koffein ist ein Alkaloid, das vor allem in Kaffee (bis 3 %) und Tee (bis 5 %) aber auch in Guarana (bis 8 %) Colanüssen (bis 3,6%) und Kakao (< 1%) enthalten ist. Neben zahlreichen positiven Effekten wirkt es harntreibend. Koffein kann zu Schwindel, Zittern, Schlaflosigkeit und Nervosität führen. Die tödliche Dosis liegt bei 10 Gramm Koffein was mindestens 50 großen Tassen Tee entspricht.


[2] Lexikon der Lebensmittel und der Lebensmittelchemie, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 4. Auflage 2005

 

 

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