Wildobst voller Vitamin C

von Stefanie Goldscheider

Sauer macht lustig - heimische Vitamin C Bomben

Wildobst wie Sanddorn oder Hagebutte verdanken ihren guten Ruf als Fitmacher vor allem ihrem sehr hohen Ascorbinsäuregehalt. Das natürliche Vitamin C ist essentiell zur Gesunderhaltung und wirkt verschiedenen Krankheiten entgegen. Vitamin C ist an zahlreichen Reaktionen und Syntheseleistungen im Organismus beteiligt. Bekannt ist seine Rolle als Antioxidans und Radikalfänger. Es hemmt die Nitrosaminbildung im Magen und wirkt Magen- und Darmkrebs entgegen. Vitamn C fördert die Aufnahme von Eisen und vielen anderen Mineral- und Wirkstoffen im Darm. Der tatsächliche Bedarf an Vitamin C wird unterschiedlich bewertet. Die Zufuhrempfehlungen differieren stark. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt mindestens 100 mg pro Tag. Eine Überdosierung mit Vitamin C ist hingegen nicht bekannt.

Gelbe Farbstoffe - Flavonoide

Wildobst enthält aber besonders viele pflanzliche Farbpigmente. Gelbe, orange und rote Früchte und Blüten bekommen ihre Farbe von Flavonoiden und von Carotinoiden. Diese natürlichen Farbstoffe machen in vielen Bereichen der Medizin von sich reden, insbesondere in der Krebsprävention. Der gelbe Farbstoff Rutin ist nach der Pflanzenfamilie der Rutaceae benannt, zu der alle Zitrusfrüchte gehören. Rutin ist unter besonders reichlich in Zitronen- und Orangenschalen enthalten aber auch in einheimischen gelb-orangen Obst- und Wildobstarten. Rutin und weitere Flavonoide wie Quercetin oder Kämpferol dichten die Blutkapillaren ab und sind deswegen als Venenmittel aber auch bei Arteriosklerose, Bluthochdruck und Diabetes therapeutisch einsetzbar. Die zweite wichtige therapeutische Bedeutung beruht auf ihrer antiödematösen und entzündungshemmenden Wirkung. Flavonoide und die große Gruppe der pflanzlichen Farbstoffe besitzten antioxidative Eigenschaften, genau wie die blau-roten Anthocyane beziehungsweise Anthocyanidine.

Einige einheimische Wildbobstarten mit hohen Vitamin C- und Flavonoidgehalten werden hier vorgestellt:

- Felsenbirne

- Hagebutte

- Kornelkirsche

- Sanddorn

- Vogelbeere


Hagebutte

Hagebutten (Bild links unten) nennt man die Früchte diverser Rosenarten (Rosa spec.). Die Hunds- oder Heckenrose Rosa canina mit ihren zartrosa Blüten und besonders vielen Stacheln ist in Mitteleuropa am weitesten verbreitet. In Europa, dem Mittelmerraum, Asien und Kleinasien, dem Kaukasus, dem Balkan und den Alpen gibt es mehrere hundert wilde Rosenarten und weit über 10 000 Kultur-Rosen aus unterschiedlichen Kreuzungen. Die ersten Rosengärten zur Zucht der hoch geschätzten Blüten gab es in Persien. Dort wurde bereits vor 4000 Jahren die für ihren Duft berühmte Damaszener Rose zur Duftölgewinnung kultiviert.


Die erst nach der Entkernung essbaren Hagebutten enthalten sehr viel Vitamin C. Daneben sind sie reich an Fruchtsäuren und Zuckern, was ihren besonderen Wohlgeschmack ausmacht. Pektine und sehr hohe Mineralstoff- und Vitamingehalte, sowie das Lycopin machen Hagebutten zu ausserordentlich wertvollen und gesunden Früchten. Verarbeitet werden sie getrocknet zu Früchtetees oder frisch zu Hägemark, Saft, Konfitüre und anderen schmackhaften Zubereitungen.
Eine interessante Neuzüchtung ist die sogenannte Vitamin-Rose mit dem wenig blumigen Namen Pi Ro 3 Sie ist wenig stachelig dafür aber umso ertragreicher und bestens geeignet für die extensive Nutzung in ökologisch wertvollen Hecken. Ihre Hagebutten enthalten 1000 bis 3000 mg Vitamin C je 100 g und erreichen fast den aussergewöhnlich hohen Gehalt der tropischen Acerolafrucht.


Sanddorn

Der Sanddorn (Hippophae rhamnoides) ist ein stark bedornter und undurchdringlicher Strauch von 3 bis 4 m Höhe mit silbrig grauen, schmalen Blättern. Sein Verbreitungsgebiet sind einerseits die Alpen, wo er auf Schotter- und Felshalden wächst und bis zu einer Höhe von 1900 m vorkommt; und andererseits Dünen an den Küsten, in denen er wegen seiner Wind- und Salzverträglichkeit gedeiht. Auf beiden Standorten ist Sanddorn eine Pionierpflanze. Er bildet Ausläufer und stabilisiert den lockeren Untergrund. Sanddorn bindet Luftstickstoff in einer Symbiose im Wurzelbereich. Er profitiert von starker Sonneneinstrahlung ohne Lichtkonkurrenten.

 

Sanddorn ist zweihäusig, das heißt seine Beeren wachsen nur an den weiblichen Sträuchern. Diese sind mit ihren leuchtend orangen Früchte, die den ganzen Winter am Strauch bleiben eine beliebte Heckenpflanze. Die saftigen Sanddorn-Früchte reifen ab September heran. Sie sind um ein Vielfaches reicher an Vitamin C als Zitrusfrüchte und enthalten ebenso alle anderen Vitamine, Lycopin, viele Fruchtsäuren, für Beeren ungewöhnlich viel Fett, sowie Flavonoide, darunter auch


Großflächigen Anbau von Sanddorn gibt es seit 100 Jahren in der ehemaligen Sowjetunion, verschiedenen Osteuropäischen Staaten und in Skandinavien. Seit ungefähr 30 Jahren werden auch in Deutschland Sorten mit bis zu 260 mg Vitamin C je 100 g angebaut. Zur kommerziellen Verwertung der Beeren wurden besonders wohlschmeckende und ertragreiche weibliche Sorten ausgelesen. Zu deren optimaler Befruchtung züchtete man auch pollenreiche männliche Sanddornsorten zur Windbestäubung.

Die Ernte der Sanddornfrüchte ist ein Problem und erfolgt durch Schneiden der ganzen Zweige und anschließendes maschinelles Rütteln oder Schockfrosten. Die Früchte müssen anschließend zum Erhalt des extrem hohen Vitamin C-Gehalts schnell verarbeitet werden.

In der Lebensmittelindustrie wird Sanddorn zu Säften und Konfitüre verarbeitet und dient der Anreicherung verschiedener Produkte mit Vitamin C. Daneben gibt es Sanddorn zur Vorbeugung von Infektionskrankheiten als Heilpflanzensaft. Das Öl aus den Samen und Pressrückständen findet kosmetische und pharmazeutische Verwendung.


Eine verwandte Strauchart mit schmackhaften und gesunden Beeren ist die Essbare Ölweide

Vogelbeere oder Eberesche

Die Eberesche (Sorbus aucuparia) ist ein Baum von 15 selten 20 m Höhe oder ein Strauch. Sie ist bei uns eine weitverbreitete Wildpflanze in Wäldern, Gehölzen und Hecken und wird wegen ihrer schönen orange-roten Beeren und gefiederten Blätter oft zur Zierde in Gärten oder Parks gepflanzet. Als Mitglied der großen in Europa und Asien heimischen Pflanzenfamilie der Rosengewächse (Rosaceae) trägt sie reichlich Früchte, die von Vögeln sehr gerne gefressen werden. Deswegen sind Hecken und Einzelbäume der Eberesche ökologisch sehr wertvoll.

Ein hoher Gerbstoff-, Fruchtsäure- und Pektingehalt ist typisch für alle Rosengewächse. Pektine sind heilsam und wohltuend für Magen und Darm. Fruchtsäuren und Fruchtzucker erfrischen und beleben und tragen zum Wohlgeschmack bei. Die Eberesche und andere Sorbus - Arten enthalten ausserdem Sorbit, das als Zuckerersatzstoff dient und natürliches Sorbitol, das als Konservierungsmittel bekannt ist.

Ebereschenfrüchte sind leuchtend rot, erbsengroß, kugelig oder birnenförmig und haben ein gelb-oranges Fruchtfleisch. Wegen des hohen Vitamin-C-Gehalts wurden sie auch als Zitronen des Nordens bezeichnet. Wilde Vogelbeeren müssen vor dem Genuß erst durch Herbstfröste entbittert werden, sonst sind sie ungenießbar. Die Früchte der Edel-Eberesche (Bild links), einer Züchtung aus Sachsen, sind besonders groß und frei von Bitterstoffen. Sie enthalten doppelt so viel Vitamin C wie Zitronen, nämlich 50 - 200 mg je 100 g und ebenfalls viel Karotin. Anders als die wilden Ebereschen können sie bereits im August oder September geerntet werden.

Verwendung finden Ebereschenfrüchte für Saft, Gelee, Likör oder zum Kandieren.

Lesen Sie Teil 1: Wildbeeren


Wildobst - Pflanzen

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