Feigen

von Stefanie Goldscheider

Feige oder Gummibaum?

Die Essfeige Ficus carica stammt aus Kleinasien und wurde schon im Altertum im ganzen Mittelmeerraum kultiviert. Der kleine, knorrige und laubabwerfende Feigenbaum gehört botanisch zur Pflanzenfamilie der Maulbeerbaumgewächse (Moraceae). Die Feige, wie auch die anderen Vertreter der Maulbeerbaumgewächse, führen einen weißen Milchsaft im Stamm, in den Blättern und sogar in den Früchten. Die Feige ist mit dem tropischen Gummibaum (Ficus elastica) und der Birkenfeige (Ficius benjamini) sowie den spektakulären Würgefeigen Ficus spec. nah verwandt.




Die begehrte Frucht

Feigen sind Scheinfrüchte. Sie bilden sich nicht aus einer Blüte sondern aus dem nach innen gestülpten Blütenstand der sich fleischig verdickt. Eine Feige besteht also aus sehr vielen Einzelblüten (Bild unten). Je nach Sorte sind Feigen unterschiedlich gefärbt. Sie haben grüne, gelbe oder dunkelviolette Schalen und weißes bis rot-violettes, weiches und saftiges Fruchtfleisch. Das Fruchtfleisch umschliesst viele kleine Samen, die beim Verzehr ein nussiges Mundgefühl erzeugen. Frische Feigen haben wenig Kalorien obwohl sie süß sind. Getrocknete Feigen haben einen hohen Gehalt an Mineralstoffen, Vitaminen und Ballaststoffen. Sie enthalten Pektin, das für Magen- und Darm heilsam ist sowie gesundheitsfördernde Flavonoide. Kalzium, Magnesium und Eisen aber auch essentielle Mikronährstoffe Zinkund Selen sind besonders reichlich enthalten, so dass Feigen als sehr wertvolle und gesunde Nahrungsmittel zu bezeichnen sind.

In den Herkunftsländern rund um das Mittelmeer sind Feigen äusserst begehrte Früchte. Sie werden frisch verzehrt oder zu Konfitüren, Likör und Konserven verarbeitet. Wegen ihrer Druckempfindlichkeit sind für den Export vor allem Trockenfeigen von Bedeutung, die man vollreif und bereits vorgetrocknet vom Baum erntet.

Bis heute werden 90 % der Weltproduktion der süßen und aromatischen Früchte in den Mittelmeerländern erzeugt. Hauptanbauland mit besten Qualitäten sowohl bei frischen als auch bei getrockneten Feigen ist die Türkei.

Feigen und der Feigenbaum

Nach Jahrtausenden der Domestikation unterscheidet man bei den ungefähr 100 Feigensorten heute zwischen Wildfeigen (var. caprificus), die man auch männliche Feigen oder Holzfeigen nennt und Kulturfeigen (var. domestica), die man als weibliche Feigen bezeichnet. Feigenbäume bilden drei Blütengenerationen pro Jahr aus, die aber praktisch unsichtbar bleiben. Die Befruchtung der Feigenblüten ist hochspezialisiert und hängt von einer bestimmten symbiotischen Insektenart ab. Die Feigengallwespe legt ihre Eier in den Blüten der 1. Generation der männlichen Feigen ab. In den männlichen Feigen entwickeln sich die Larven. Die jungen Gallwespen streifen beim Schlüpfen den Pollen aus den Blüten ab und tragen ihn weiter in die 2. Blütengeneration der weiblichen Feigen. Deswegen werden zur Fruchtproduktion der sehr schmackhaften Smyrna-Feigen Zweige der Wildfeigen in die blühenden Kulturfeigenbestände gehängt. Natürlich können auch Wildfeigenbäume zwischengepflanzt werden. Es gibt inzwischen aber auch Sorten mit parthenokarpen Früchten, also solchen, die sich ohne Befruchtung bilden.

Feigenbäume am Mittelmeer

Feigenbäume sind, ähnlich wie Oliven- und Johannisbrotbäume bestens an das Mittelmeerklima angepasste und deswegen ökologisch verträgliche Kulturpflanzen. Angesichts starker Sonneneinstrahlung im Sommer, die das Gras verbrennen lässt, sind Schattenbäume und grünes Futter für Weidetiere besonders wichtig (Bild links). Dauerhafte Baumkulturen halten bei den im Winter üblichen starken ällen den Boden fest und schützen gegen Erosion.

Die ökonomische Nutzungsdauer von Feigenbäumen ist relativ lang. Alte Bäume können problemlos zurück geschnitten werden, gute neue Sorten lassen sich umpfropfen oder durch Stecklinge vermehren. Der Feigenbaum ist sehr robust und anpassungsfähig und verträgt Trockenheit im Sommer, Kälte im Winter und sogar salzigen Boden. Seine Bestandesdichte richtet sich nach der Verfügbarkeit von Wasser. An trockenen Standorten findet man teilweise nur 80, an sehr guten bis 1200 Bäume je Hektar. Feigen können also auch in kargen Bergregionen ohne künstliche Bewässerung gedeihen. Regen während der Reife ist schädlich für die Fruchtqualität, da die süßen Früchte leicht platzen und verderben. Auch Stickstoffdüngung ist einer guten Fruchtqualität abträglich und die organische Düngung, wie sie im biologischen Anbau praktiziert wird, ist vorzuziehen. Diese Faktoren und die arbeitsintensive Pflege und Ernte der Bäume machen Feigen zu typischen Produkten kleinbäuerlicher Betriebe.

Trockenfeigen

Im Hinterland von Izmir (früher Smyrna) in der Türkei werden in Bergdörfern auf traditionelle Weise Trockenfeigen für den Export nach Deutschland erzeugt. Bauern haben sich zu Kooperativen zusammengeschlossen und bauen ihre Feigen nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus an.

Die Ernte der vollreifen Smyrna-Feigen im September, die anschließende schonende Trocknung in der Sonne sowie die Weiterverarbeitung sind handarbeitsintensive Tätigkeiten, die sehr entscheidend die Qualität beeinflussen. Das verderbliche Erntegut wird nicht direkt auf dem Boden sondern auf Unterlagen getrocknet und vor Feuchtigkeit durch Nebel oder Regen mit Folientunnel geschützt. Auf diese Weise werden Feigen transportfähig und haltbar gemacht.

Die so erzeugten Naturalfeigen haben auf der Oberfläche einen feinen weißen Überzug aus auskristallisiertem Traubenzucker. Feigen mit glänzender Oberfläche werden, nachdem sie bereits trocken waren, noch einmal kurz in Salzwasser gewaschen und dann in Spezialöfen bei 40 ° C nachgetrocknet.

Im Gegensatz zu konventionell erzeugten Trockenfrüchten werden beim kontrolliert biologischen Anbau die Früchte nicht mit Methylbromid begast, sondern zur Abtötung von Ungeziefer schockgefrostet was potentiell vorhandene Eier unschädlich macht. Ohne eine Behandlung gegen Parasiten dürfen Feigen nicht nach Deutschland eingeführt werden.

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