Kakao und Schokolade
Von Stefanie Goldscheider
Schokolade ist ein klassisches
Geschenk der Liebe, dem nicht zuletzt aphrodisierende, aber auch
den Liebeskummer stillende Eigenschaften nachgesagt werden. Grundbestandteil der Schokolade
sind die großen Samen, die so genannten Kakaobohnen, eines tropischen Regenwaldbaumes (Bild rechts). Der Kakaobaum wurde vom Botaniker Linné bereits im 18. Jarhundert mit dem Namen Theobroma cacao, was so viel heißt wie "Nahrung der Götter", in die wissenschaftliche Systematik aufgenommen.
Geschichte von Kakao -
Der Kakaobaum -
Kakaosorten -
Kakaoanbau, Kakaoernte und Verarbeitung -
Herstellung von Schokolade -
Gesundheitswert und Inhaltsstoffe -
Kakaohandel und Kakaomarkt -
Fairer Handel -
Bio-Anbau von Kakao
Schokolade- das Getränk der Mayas und Azteken
Kakaobohnen waren bei den Ureinwohnern Mexikos, den Mayas und Azteken und deren Vorfahren, lange vor der Entdeckung durch Kolumbus als Tausch- und Nahrungsmittel hoch geschätzt. Sie wurden zu einem bitter-scharfen Getränk mit dem Namen "Xocolatl" verarbeitet. Dieses ursprüngliche Kakaogetränk war mit Wasser und nicht mit Milch zubereitet, ungesüßt und enthielt als wichtige Bestandteile auch scharfe Pepperoni und Vanille. Das chocolatl-Rezept wurde vom spanischen Eroberer Cortez im 15. Jh. beim aztekischen Herrscher Montezuma entdeckt, nach Spanien geschickt und von den Spaniern ein Jahrhundert lang geheim gehalten. Anfänglich war es wegen des scharfen Geschmacks gänzlich unbeliebt. Im 17. Jh. aber konnte sich Kakao durch den Zusatz von Zucker zu einem Luxusgetränk.
Durch die Kolonisatoren fand der Kakaobaum
weltweite Verbreitung und wird seither auch in Südostasien und Afrika
angebaut. Mit Beginn der industriellen Verarbeitung der Kakaobohnen
zu Kakaopulver und Kakaobutter wurden schließlich auch Schokoladentafeln hergestellt.
Das Mundgefühl und der Geschmack
von Schokolade haben das zart-schmelzende, verführerische Produkt,
das es in unzähligen Varianten gibt, weltweit beliebt gemacht.
Heute kann man bei Chocolatiers, in Anlehnung an die indianische Überlieferung,
wieder Pralinen, Schokolade oder Kakaopulver mit Chili kaufen (Bild rechts).
Der Kakaobaum
Der Kakaobaum (Theobroma cacao) stammt aus dem nördlichen Südamerika. Er wird nur ungefähr 8 m hoch und ist damit ein kleiner Urwaldwaldbaum. Er vertägt weder Trockenheit noch Kälte oder Wind und auch keine Staunässe. Deshalb gedeiht er am besten inmitten eines möglichst naturnahen Regenwaldes, der Beschattung, Windschutz, humusreichen und lockeren Boden sowie ein tropisches Wald-Mikroklima bietet, also gleichbleibend hohe Luftfeuchte und Temperatur.
Die Blätter sind bis zu 25 cm lang und saftig-grün, die Pfahlwurzeln der kleinen Bäume reichen 2 m tief. Kakao bildet seine Blüten und Früchte direkt am Stamm und an den großen Ästen (Bilder rechts und oben). Man nennt dies Stammbürtigkeit oder Kauliflorie.
Die Bestäubung
der sich das ganze Jahr hindurch bildenden tausenden von kleinen
Kakaoblüten (Bild rechts oben) erfolgt durch winzige Insekten, die natürlicher Weise im organischen Waldboden leben.
Nur 1 bis 5 % der Blüten werden zu einer Kakaofrucht.
Ein guter Kakaobaum bildet je nach Klima in 6 Monaten ca.
50 bis 150 Früchte mit je nach Sorte sehr variabler Form und Farbe (Bilder rechts mitte und unten).
Im Inneren der festen Schale liegen ca. 20 bis 60 Samen, die von einer weißen,
sehr schmackhaften Fruchtpulpe umgeben sind (siehe Bild unten rechts). Diese "Kakaobohnen"
sind 2 bis 4 cm lang und wiegen 1 - 2 Gramm.
Kakaosorten
Neben weiteren Arten der botanischen Gattung Theobroma, deren Früchte lokal verarbeitet werden, ist für die Herstellung von Schokolade nur die eine Art Theobroma cacao von Bedeutung. Allerdings bestehen große Verarbeitungs- und Qualitätsunterschiede zwischen den Varietäten der Art. Man spricht von den Typen Criollo, Forastero und Trinitario.
Criollo ist der bereits zu präkolumbianischer Zeit kultivierte Kakao aus dem milden Klima und den fruchtbaren Lagen in Mittelamerika. Seine Bohnen haben das intensivste und feinste Aroma. Heute ist der empfindliche Criollo-Kakao am teuersten und wegen seiner Krankheitsanfälligkeit auch am seltensten.
Forastero ist ein Kakao aus dem Amazonasgebiet mit wüchsigen, robusten Bäumen, die sehr dunkle und eher bittere Bohnen ausbilden. 80 % der Weltproduktion sind heute vom unedlen Forastero-Typ.
Trinitario ist eine in den Plantagen von Trinidad im 18. Jahrhundert natürlich entstandene Kreuzung (1) aus den beiden Wildformen Criollo und Forastero und vereinigt deren positive Eigenschaften zu einem ertragreichen, robusten Baum mit edlen Bohnen, der heute mit ca. 15 % der Weltproduktion ins Gewicht fällt.
Durch Sortenzüchtung und Vermischung in Plantagen sind inzwischen tausende von Kultivaren entstanden und die Unterschiede zwischen den Typen verwischt, so dass vor allem zwischen feinem Kakao mit einem weltweiten Marktanteil von nur 5 % und Massenkakao unterschieden werden muss. Gehandelt werden die Kakaobohnen nach Herkunft und nicht nach Sorte.
Kakaoproduktion und Verarbeitung
Anbau von Kakao
Der kommerzielle Anbau von Kakao erfolgt vor allem in den Inneren Tropen, also direkt am Äquator und bis zwischen 18° nördlicher und 15° südlicher Breite.
Kakao wird als Sämling oder Steckling gepflanzt. Er benötigt keine direkte Sonnenbestrahlung und gedeiht im Schatten. Das Areal zum Anpflanzen kann ein gemischter Garten mit anderen Kulturpflanzen und Obstbäumen sein. Man unterscheidet vor allem drei Methoden der Kakaoanpflanzung:
1. Extensiv unter natürlichem Wald, der von sogenannten schädlichen Bäumen (2) gesäubert wurde, bzw. in den Schneisen geschlagen wurden. Hier sind weder Bewässerung noch Düngung oder Pflanzenschutzmaßnahmen mit chemisch-synthetischen Mitteln erforderlich.
2. Unter oder zwischen angepflanzten Schattenbäumen mit eigenem Nutzwert, also beispielsweise Kokospalmen oder Bananen.
3. Intensiv auf gerodetem Land in voller Sonne mit Pflanzweiten von 3,5 Metern. Hier sind intensive Bewässerung, Düngung und Pflanzenschutzmaßnahmen notwendig. Zudem müssen wegen des Fehlens der bestäubenden Insekten die Kakaoblüten von Hand bestäubt werden. Die Erträge solcher Plantagen sind höher.
Nach vier Jahren, bei neuen Züchtungen bereits nach 2 Jahren, beginnen die Bäumchen zu fruchten, nach 10 Jahren erhält man die besten Erträge und nutzt den Baum weitere 20 Jahre.
Düngung und Pflanzenschutz zeigen bei Kakao nur geringe bis mäßige Wirkung auf den Ertrag.
Leider gibt es eine Reihe von gefährlichen Krankheiten (Bilder rechts) und Schädlingen, die den
intensiven und großflächigen Kakaoanbau sehr schwierig und oft unrentabel machen. Ertragsausfälle
von 10 bis 50 % sind keine Seltenheit.
Kakaoernte
Die Ernte der 300 bis 700 Gramm schweren Kakaofrüchte findet das ganze Jahr hindurch statt, hat allerdings
meistens zwei Haupternteperioden pro Jahr. Die reifen Früchte, die grünlich, gelb oder rot-violett
gefärbt sind, werden in Handarbeit vorsichtig mit einem Messer abgeschnitten. In unreifen Früchten
löst sich der Samen schlecht aus der Pulpe, in überreifen beginnt er bereits zu keimen. Die Erträge
an getrockneten Kakaobohnen in kleinbäuerlichen Pflanzungen liegen zwischen 200 und 700 Kilogramm je Hektar.
In intensiven Plantagen Malaysias erreicht man Erträge bis 2 Tonnen. Der Weltdurchschnitt liegt bei 500 kg je
Hektar und unter einem Kilo je Baum.
Fermentation der Kakaobohnen
Nach dem Aufschlagen der Früchte werden die Kakaobohnen mit der Hand aus der Pulpe entfernt
und unmittelbar danach einem aufwändigen Fermentationsprozess unterzogen. Edle Criollos
werden in 2 bis 3 Tagen fermentiert, bitterere Sorten besser in einer Woche.
In abgedeckten Kästen vergärt zunächst der Zucker des nassen Bohnen-Fruchtmus Gemenges zu
Alkohohl, wobei die Temperatur ansteigt und der Fruchtsaft abfließt.
Danach folgt in weiteren Schritten und unter Sauerstoffzutritt eine
Oxidation zu Essigsäure und ein weiterer Temperaturanstieg
auf 40 bis 50° C, der schließlich die Samen abtötet. Dabei werden die geschmacksbestimmenden
Polyphenole und die braune Farbe gebildet. Anschließend werden die Bohnen vorzugsweise in der Sonne getrocknet,
wobei weitere geschmacksbildende Prozesse ablaufen und die Essigsäure verfliegt.
Die getrockneten, braunen Bohnen werden verkauft und verschifft.
Herstellung von Schokolade
Rösten, Mahlen und Conchieren
Die weitere Aufbereitung der Kakaobohnen, das Reinigen, Rösten, Brechen und Mahlen, geschieht erst nach dem Export und in den Verbraucherländern. Das Rösten edlen Kakaos erfolgt bei milden Temperaturen für 10 bis 15 Minuten und erhält das fruchtige Aroma, wogegen scharfes Rösten, das bei schlechter Rohware nötig ist, die Bitterkeit der Bohnen erhöht.
Die gerösteten Bohnen werden zur weiteren Verarbeitung gebrochen und von Schalenteilen
befreit. Durch das anschließende Mahlen entsteht die
dickflüssige und sehr fetthaltige, braune Kakaomasse.Aus dieser Masse und unter Zusatz der weiteren Zutaten wird durch erneutes Mahlen
beziehungsweise Walzen zu staubfeinen Partikeln schließlich Schokolade
gerührt. Dieses Rühren, das sogenannte Conchieren, soll
sehr langsam und bei möglichst niedrigen Temperaturen erfolgen (Bild rechts Conchieren schematisch). Die Dauer dieses
Prozesses entscheidet ganz wesentlich über die Qualität der Schokolade, den Glanz
und das Mundgefühl. Je länger conchiert wird, desto zarter schmilzt die Schokolade
auf der Zunge. Massenschokolade entsteht in wenigen Stunden. Für beste Schokolade mit zartem Schmelz wird
oft eine ganzen Tag bis zu einer Woche conchiert.
Bild oben: Schokoladen-Kuvertüre Vollmilch oder Dunkel.
Schwarze und Weisse Schokolade
In den verschiedenen Typen von Schokolade ist Kakaomasse, Zucker und Kakaobutter in unterschiedlichen Anteilen enthalten. Der Kakaoanteil beträgt vor allem in teuren Schokoladen oft 70 % oder mehr. Schokoladen mit über 90 % Kakaoanteil sind mittlerweile auf dem Markt. Trotzdem muss solche schwarze Schokolade nicht bitter sondern nur weniger süß sein (Bild rechts). Je nach Qualität der Kakaobohnen und Sorgfalt beim Conchieren ist sie oft besonders zart schmelzend, auch wegen des eventuell höheren Anteils an wertvoller Kakaobutter.
Milchschokolade enthält neben Zucker und Kakaomasse in unterschiedlichen Anteilen außerdem Milch- oder Sahnepulver.
Neuerdings gibt es Milchschokolade auch vegan also ohne Kuhmilch sondern mit Reismilch, wie beispielsweise die Kuvertüre oben im Bild.
Milchschokolade kann bis zu 50 % Kakao enthalten und damit eine gelungene Mischung aus dunkler Schokolade und cremiger Milchschokolade sein - eben dunkle Vollmilchschokolade.
Weiße Schokolade enthält nur Kakaobutter und Zucker, kein Kakaopulver.
Ein wichtiger Aromastoff in Schokolade ist die wertvolle echte Vanille (Bild links),
die in billiger Schokolade durch künstliches Vanillin ersetzt ist.
Kakaobutter und Kakaopulver
Eine weitere Verarbeitungsmöglichkeit für die beim ersten Mahlprozess entstandene
Kakaomasse ist das Abpressen des Öls. So erhält man die sogenannte Kakaobutter. Kakaobutter ist ein sehr wertvolles und auch teures Fett und
wird außer für Schokolade vor allem für kosmetische
Zwecke verwendet. Aus den Presskuchen (Bild rechts) entsteht durch erneutes Mahlen das Kakaopulver.
Schokolade und Gesundheit
Die Inhaltsstoffe von Kakao können sich sehen lassen (Tab. 1). Das unwiderstehliche Genussmittel enthält beträchtliche Mengen an Kalium und Magnesium sowie Vitamin E und Ballaststoffe. Die hauptsächlich im Kakaofett enthaltene Stearinsäure hat einen neutralen Effekt auf den Blutcholesterinspiegel. Schwarze Schokolade (Bild links: Feine Bitter mit 92 % Kakao), ( Bild rechts: Dunkle Vollmilch 50 % Kakao) hat einen niedrigen glykämischen Index (GLYX), lässt den Blutzuckerspiegel also nur langsam steigen und ist deswegen für Diabetiker geeignet (Tab.1: 1,9 BE je 100 g). Schwarze Schokolade hat auch keinen negativen Effekt auf die Zahngesundheit. Kakaobohnen haben die höchsten ORAC-Werte, also das größte antioxidative Potenzial aller Lebensmittel.
Mehr als 500 Substanzen sind in Kakao gefunden worden, darunter
stimulierende Alkaloide wie Theobromin und Coffein. Theobromin Viele weitere Wirkstoffe, wie das Phenylethylamin,
das auch gegen Depression (und Liebeskummer) helfen soll, oder Theophyllin,
das stimulierend auf den Kreislauf und das Zentrale Nervensystem wirkt, wurden bislang nachgewiesen
und untersucht. Vor allem in der Volksmedizin Mittelamerikas gibt es zahlreiche weitere Anwendungsgebiete
für Kakao und seine Inhaltsstoffe.
Schokolade und Kalorien
Die vielen Kalorien, die so manchen Schokoladeliebhaber zur Zurückhaltung nötigen,
lassen sich reduzieren ohne auf Schokoladengenuß zu verzichten. Man kann Schokolade in vielen Zubereitungen durch
Kakaopulver ersetzen, das in höchsten Qualitäten erhältlich
ist. Man unterscheidet je nach Fettgehalt stark entöltes Kakaopulver
(bis 12 % Fett) und schwach entöltes Kakaopulver (bis 27 % Fett).
Ein Teelöffel stark entöltes Kakaopulver enthält nicht
mehr als 16 Kalorien.
Inhaltsstoffe in 100 g | Kakaopulver, schwach entölt |
Bitter- Schokolade, 85% Kakao |
Vollmilch- schokolade |
Protein | 3,17 g | 10,8 g | 8,3 g |
Fett | 24,5 g | 44,9 g | 36,4 g |
- Palmitinsäure | 6490 mg | ||
- Stearinsäure | 8260 mg | ||
- Ölsäure | 7520 mg | ||
- Linolsäure | 656 mg | ||
Kohlenhydrate | 10,8 g | 23,1 g | 49,3 g |
Mineralstoffe | 6,53 g | 1,2 g | 2,2 g |
- Kalium | 1920 mg | 397 mg | 465 mg |
- Magnesium | 414 mg | 100 mg | 71 mg |
- Calcium | 114 mg | 63 mg | 247 mg |
- Eisen | 13 mg | 3,2 mg | |
Ballaststoffe | 30,4 g | 15 g | |
Theobromin | 2300 mg | 630 mg | 180 mg |
Vitamin E | 30 mg | ||
Energie | 1427 kJoule/ 343 kcal |
2254 kJoule / 540 kcal/ 1,9 BE |
2335 kJoule/ 558 kcal/ 4,1 BE |
Tab. 1:
Nährwert von Kakao
Werte nach Souci-Fachmann-Kraut, Vivani, u.a. Quellen |
Kakaohandel
Der Markt für Kakao
Bereits zu Beginn der industriellen Schokoladenherstellung
kamen die Kakaobohnen dafür vor allem aus den Kolonien in Westafrika. Bis in die 70er Jahre
hinein blieben Ghana und Nigeria die Hauptproduzenten von Kakao und lieferten über 50 %
der Weltproduktion. Sie wurden zwischenzeitlich von Brasilien und in den 80er Jahren von der
Elfenbeinküste abgelöst. Heute werden weltweit ungefähr 3,6 Millionen Tonnen Kakao
pro Jahr produziert. Zwei Drittel bzw. 2,4 Millionen Tonnen werden allein in drei Staaten Afrikas,
der Elfenbeinküste, Ghana und Nigeria erzeugt. Seit einigen Jahren ist Indonesien der
drittgrößte Produzent von Kakaobohnen nach der Elfenbeinküste, die allein 1/3
der Weltproduktion liefert, und Ghana mit 1/5 der Weltproduktion. Aus den Heimatländern des
Kakao im tropischen Mittel- und Südamerika, Venezuela, Kolumbien, Ecuador und Panama stammen
„Arriba” von einer Kleinbauern-Kooperative in Ecuador.
Die größten
Verarbeiter von Kakaobohnen sind die USA, die Niederlande und Deutschland. Der größte Exporteur von Schokolade ist Deutschland.
Sozioökonomie von Kakao
Es gehört bereits der Vergangenheit an, dass Kakao, eine der weltweit vor allem für den Export produzierten "Cash-Crops" (3), hauptsächlich auf großen Plantagen angebaut wurde. Heute leben weltweit 5 bis 6 Millionen Kleinbauern mit Ihren Familien vom Kakao und produzieren mehr als 85 % der wertvollen Frucht. Im Durchschnitt besitzen sie ca. 1000 Kakaobäume, von denen sie ihr einziges Einkommen erzielen.An der Elfenbeinküste gibt es heute ca. 2 Millionen Hektar Kakaoplantagen, die 14 % der Entwaldung des Landes verursachten. Davon leben 500.000 Kleinbauern mit ihren Familien.
Schokolade aus fairem Handel
In der bolivianischen Alto Beni-Region ist seit den 70er Jahren die Kakaogenossenschaft El Ceibo tätig und besteht inzwischen aus fast 40 lokalen Genossenschaften mit insgesamt 900 Mitgliedern, die rund 5000 Menschen ernähren. El Ceibo produziert ca. ein Drittel der Ernte Boliviens. 400 Bauern produzieren auf 1000 Hektar Bio-Kakao. Dieser wird bei den Handelspartnern in Europa und den USA zu biologischer Schokolade und anderen biologischen Kakaoprodukten verarbeitet.
In der Dominikanischen Republik sind in der Kooperative CONACADO 9000 kleine
Kakaoanbauer zusammengeschlossen. Durchschnittlich bewirtschaften sie nur je 3 ha Land und doch können sie
über die Kooperative, die selbst ca. 80 Mitarbeiter beschäftigt, ihren Kakao als "fair trade
premium" direkt exportieren. Leider gibt es hierfür eine zu geringe Nachfrage. Es werden aber
jährlich 5000 t Kakao biologisch angebaut. Biologisch erzeugter und fair gehandelter Kakao erbringt
50 bis 100 % höhere Marktpreise als konventionelle Weltmarktware. Außerdem geben die oft auf
Jahre vertraglich zugesicherten Abnahmemengen und Preise den Erzeugern eine hohe Sicherheit und tragen
damit zu einer stabilen Entwicklung bei.
Biologischer Kakaoanbau
Umweltbedingungen und Produktivität
In den 70er Jahren sollten neue Kakaokultivare, die in vollem Sonnenlicht
wachsen können, höhere
Flächenerträge bringen und eine rationellere Bewirtschaftung
ermöglichen. Für ihren Anbau wurde viel tropischer Regenwald abgeholzt, um große und damit rentable Plantagen zu schaffen. Außerdem versprach man sich geringere Probleme
mit Pilzkrankheiten. Die großflächige
Kakao-Monokulturen trugen in den ersten Jahren tatsächlich
mehr Blüten und auch mehr Früchte. Nach einigen Jahren
waren die Bäume aber vom Stress der ungeeigneten Umweltbedingungen
geschwächt und wurden sehr anfällig für Insektenbefall.
Es bedarf großer Aufwendungen an Wasser, Düngemitteln und Pestiziden, um sie
einigermaßen ertragreich zu halten. Ökonomisch und ökologisch
wird diese Anbaumethode deswegen mehr und mehr kritisch bewertet oder
gänzlich aufgegeben. Inzwischen hat die Erfahrung gezeigt,
daß die Abholzung von Regenwald nicht nur unnötig, sondern sogar abträglich für die Ertragssicherheit von Kakao ist.
Biologischer Anbau im Tropenwald
Eine Kulturpflanze, die unter beständig warm-feuchten Klimabedingungen gedeiht, ist massiven Angriffen durch Krankheitserreger ausgesetzt. Der in der konventionellen Landwirtschaft dann übliche massive Einsatz von Agrochemikalien fördert und beschleunigt allerdings die ohnehin sehr rasche Resistenzbildung bei Insekten, Pilzkrankheiten und anderen Schaderregern. Zudem werden Pestizide sehr schnell durch den vielen Regen davongespült und ins Grundwasser ausgewaschen.
Doch ohne Agrochemikalien
sind die herkömmlichen Anbauverfahren in Monokulturen gänzlich
undenkbar, und man beginnt umzudenken. Gegen den Trend der immer
höher spezialisierten Landwirtschaft
sind beim Kakao Mischkultur, kleinflächige Erzeugung und echte Ökosysteme
mit verschiedenen Pflanzen, Tieren und Bodenlebewesen gefragt. Denn beim Waldbaum Kakao kommt hinzu, dass er
im Schatten besser gedeiht als in der Sonne und außerdem im Waldboden eine intensive
Symbiose mit Pilzen eingeht, die ihm seine optimale
ährstoffen ermöglicht. Solche natürlichen Lebensbedingungen für den empfindlichen Kakaobaum lassen Früchte höchster Qualität gedeihen aus denen ausgezeichnete Schokoladenprodukte (Bild rechts) hergestellt werden können.
Nachhaltiger Kakaoanbau
Die Umwelt und den Regenwald schonende Kakaoproduktion wird beispielsweise in Panama von der Smithsonian-Gesellschaft (Vogelschutzorganisation) erforscht und vom großen Schokoladenhersteller Mars gesponsert. Man ist sich einig über die Chance mit Kakaoanbau für eine nachhaltige Nutzung des Ökosystems Regenwald sorgen zu können, durch Kakaoanbau den Regenwald zu erhalten, mitsamt der Aternvielfalt an Pflanzen, Vögeln und Insekten. Nachhaltigkeit beim Kakao beinhaltet die Erzeugung von Qualitätskakao, welcher Kleinbauern gleichzeitig ein gutes Einkommen sichert.
Die vielen Krankheiten und Schädlinge, die weltweit den Kakao bedrohen, können durch
verschiedene Methoden kontrolliert und eingedämmt werden. Dazu zählen in erster Linie
Baumschnitt, regelmäßige Kontrollen der Bestände und Hygienemaßnahmen (4).
Eine andere, bei vielen Kulturpflanzen praktizierte und sehr wirksame Methode ist der Einsatz von Nützlingen.
Diese nützlichen Insekten oder Pilze parasitieren, d.h. infizieren oder fressen die Schädlinge des Kakaos,
also Schadinsekten und verhindern so Epidemien. Die Züchtung
(1) und Vermehrung toleranter oder resistenter Sorten hilft ebenfalls starken Krankheitsbefall und schnelle
Ausbreitung zu verhindern. Eine noch zu wenig erforschte aber vielversprechende Möglichkeit ist der Pflanzenschutz
mit biologischen beziehungsweise natürlichen Substanzen
(5) .
Fazit
Der naturnahe Kakaoanbau unter Regenwald
aus verschiedenen Baumarten (Bild oben) bietet ideale Lebensbedingungen
und Unterschlupf einerseits für die winzigen
Insekten, die die sehr spezialisierten Kakaoblüten bestäuben
und andererseits für die Nützlinge, die die Parasitenzahl
dezimieren. Der Anbau unter Wald hilft so, die epidemieartige Ausbreitung
von Kakaokrankheiten einzudämmen und die Kakaoerträge langfristig
zu sichern. Denn der kleine Urwaldbaum selbst wie auch die oben
beschriebenen Nützlinge und Symbionten brauchen alle hohe Luftfeuchtigkeit
und Schatten und einen humusreichen Boden zum Gedeihen. Das
gibt es quasi kostenlos im Regenwald.
Kakao- und Schokoladenprodukte
Vivani Bio-Schokolade ist zartschmelzende Schokolade in Premium Qualität, hergestellt nach besten Rezepturen im Traditionshaus Weinrich. Sie wird aus sorgfältig ausgesuchten Zutaten gemacht, die zu 100% aus kontrolliert biologischem Anbau stammen.
Vivani Schokoladen wurden mit vielen unterschiedlichen Preisen ausgezeichnet.
Eine hochwertige Produktpalette von Tafeln und außerdem Riegel, Schokogetränke und Schokocrème, Kuvertüre und Knusperei gibt es von Vivani in jedem Naturkostladen, vielen Reformhäusern und über online-Versender siehe
www.vivani-schokolade.de/Kauftipps.php.
Anhang
(1) Kreuzung und Züchtung: Kakao ist im Gegensatz zu einigen anderen Kulturpflanzen eine Art mit großer genetischer Vielfalt. Es gibt ca. 15.000 Kakaoherkünfte aus 3000 genetischen Gruppen. Die Wahrscheinlichkeit, darunter auch Resistenzen gegen Krankheiten und Schädlinge sowie Qualitätsmerkmale hinsichtlich des Geschmacks zu finden ist deswegen vielversprechend. Auch die im 18. Jahrhundert auf natürliche Weise und zufällig entstandene Kreuzung, die den Trinitario-Kakao hervorbrachte, ist ein gutes Beispiel dafür.
(2) Unter schädlichen Bäumen versteht man im agronomischen Sinn solche Pflanzen, die durch Konkurrenz um Wasser, Licht oder Nährstoffe den Ertrag der Nutzpflanze schmälern, oder die - wie im Falle von Kakao - Wirt oder Zwischenwirt von Pilzkrankheiten, Schadinsekten oder anderen Schädlingen des Kakaos (z.B. Ratten, die die Früchte fressen) sind, und so zu deren Vermehrung beitragen.
(3) Unter "cash crops", zu denen auch Kaffee und Bananen gehören, versteht man solche Feldfrüchte, die aus den armen Agrarländern, beziehungsweise aus den Ländern des Südens für den Verkauf und den Export über den Weltmarkt produziert werden und damit häufig das einzige Einkommen der Landarbeiter und eine wichtiger Devisenquelle der Länder darstellen. Die anderen Ernteprodukte wie Knollen und Früchte dienen meist nur der Selbstversorgung der Bevölkerung.
(4) Hygienemaßnahmen: Regelmäßiges Beobachten und Ausschneiden infizierter Pflanzenteile und Früchte und deren Entfernung aus dem Bestand unterbrechen die Verbreitung der gefährlichsten und zerstörerischsten Pflanzenkrankheiten, die nicht nur an Kakao, sondern auch an unseren heimischen Kulturpflanzen große Schäden anrichten können, wie beispielsweise Braunfäule (Phytophthora) an Kartoffeln und Tomaten oder die gefürchtete Monilia-Fäule an Obst. Dazu ist es zweckmäßig die Kakaobäume nicht 8 Meter hoch wachsen zu lassen sondern durch Schnitt niedrig zu halten.
(5) Ein bekanntes Phänomen im Pflanzenreich ist die "quasi Immunisierung" gegen Schädlinge und Fraßfeinde, die mit einer Impfung oder Immunstimmulierung beim Menschen verglichen werden könnte. So bilden Pflanzen, die von Insekten und Weidetieren angeknabbert werden, oft bittere, unangenehme oder sogar giftige Stoffe und verhindern damit einen Blattverlust über einen gewissen Grad hinaus. Dieser Mechanismus existiert auch gegen Pilzkrankheiten und kann, wie man seit kürzerem weiß, auch durch gewisse natürliche bzw. biologische Substanzen, die man gießen oder sprühen kann, planmäßig ausgelöst werden.
Eine andere Kulturpflanze der Azteken
Der Feigenkaktus und die KatusfeigeMehr zu Fair Trade und Tropen
- Rohrzucker - die Geschichte des Zuckers- Kaffee - ein arabisches Getränk erobert die Welt
- Bananen und andere krumme Dinge
- Schoko-Seite: Infos rund um Schokolade und Kakao für Kinder und Erwachsene.
- Kokos
- Mango
Buchtipp
Chocolat, von Armin Zogbaum, Jérôme Bischler und Edith Beckmann
Edition Fona, Lenzburg, vollständig überarbeitete und ergänzte Auflage 2007; 125 Seiten, 75 Farbfotos, Hardcover, € 17,90
Eine ausführliche und reich bebilderte Warenkunde beleutet Kakaoproduktion, Schokoladenherstellung und Spezialitäten aus den Händen der Chocolatiers. Vielfältige und verführerisch Rezepte, die, dem noblen Produkt Kakao gerecht werdend, mit natürlichen Zutaten wie Vollrohrzucker, echter Vanille oder Vollkornmehl zubereitet werden und scharfe oder pikante, zum Teil traditionelle Gerichte aus mexikanischer oder spanischer Küche mit Schokolade in Suppen und Saucen, an Fleisch und Bohnen. Das anregende Kochbuch mit vielen Hintergrundinformationen ist sehr empfehlenswert!
Buch bei Amazon bestellen
Schokolade - süßes Gold von Birgit Damer, Fotos: Elmar Schwarze
Hädecke Verlag, 2007; 104 Seiten, 73 Farbfotos, 145 x 223 mm, mattcellophaniertes Hardcover mit Goldfarbe, € [D] 14,95, € [A] 15,40
Das Buch beschreibt kurz und kurzweilig den zarten Schmelz der Schoko-Geschichte und die wunderbare Verwandlung von der Kakaobohne zu Spitzenkreationen der Confiserien weltweit. Es vermittelt Wichtiges zur Warenkunde, beschreibt die schönsten Genusskombinationen und bietet eine Edel-Auswahl verführerischer Rezepte von Sterneköchen. Mit Adressen von Herstellern auf der ganzen Welt, Schokoladen-Museen und den Restaurants der Spitzenköche.
Buch bei Amazon bestellen
Verrückt nach Schokolade - 100 sinnlich-süße Verführungen
von Trish Deseine
AT- Verlag Aarau, 2. Auflage 2004; 159 Seiten; Hardcover, zahlr. farb. Food-Fotos. € 19,90.-
Über 100 einfache und originelle Rezepte - von Kleinigkeiten zum Knabbern für die Kinder über Kuchen, Mousse und Konfekt bis zu eleganten Kompositionen für eine Einladung. Sehr empfehlenswert auch als Geschenk!
Buch bei Amazon bestellen